12.09.2004

KASSENSCHLAGER

Auch nervende Werbung wirkt

Einer der lästigsten Aspekte des Netzlebens sind unbestritten Pop-ups und der massenhafte Spam.

Man könnte also annehmen, dass gerade diese Werbeformen am wenigsten erfolgreich sind, und die Leute eher zu wilden Delete-Aktionen im Postfach oder in die Arme von alternativen Brwosern mit integrierten Pop-up-Blockern oder spezieller Block-Software treiben.

Doch obwohl die Werbeflut das Blut der User - wie sonst vielleicht nur noch im Straßenverkehr - zum Kochen bringt, spült gerade sie den Unternehmen jede Menge Geld in die Kassen.

Minimaler Aufwand maximiert Gewinn

Denn wer annimmt, dass wohl niemand so dumm ist, jene angeblichen Wundermittel a la Penis-Vergrößerung, die tagein tagaus mit Spam-Mails beworben werden, auch zu kaufen, der irrt gewaltig.

Die Geschäfte rechnen sich vor allem, da kaum Kosten für den millionenfachen Versand der Mails anfallen, vergleicht man es etwa mit Werbeprospekten für den Postkasten. Daher brauchen die Spammer auch nur eine sehr geringe Durch-Klick-Rate.

Denn bei einer Million verschickter Mails, die ein Produkt für 20 Dollar bewerben, brauchen Spammer nur 0,1 Prozent Besteller um 20.000 Dollar zu verdienen.

Rechnet man derartige Umsätze hoch, wird schnell klar, warum Spammer duchaus bereit sind, den Zorn von Internet-Nutzern, Providern und Behörden auf sich zu ziehen.

Allein 2003 wurden laut der Direct Marketing Association insgesamt 32 Milliarden Dollar für Produkte, die per E-Mail beworben wurden, ausgegeben.

Pop-ups erzwingen Aufmerksamkeit

Bei der Pop-up-Werbung ist die Erfolgsquote fünf bis zehn Mal besser als bei Standard-Bannern. Und das wohl weniger, weil den Leuten genau das, was sie gerade gesucht haben, ins Auge springt.

Der Erfolg der nervigen Pop-ups beruht ganz simpel darauf, dass die Leute sie besser bemerken.

Ist die Aufmerksamkeit - und sei es durch bloßes Ärgern darüber - erst einmal erhascht, ist das Ziel bereits erreicht. Die Pop-ups arbeiten nach dem Prinzip, dass einem gerade das, was man absichtlich ignoriert, im Kopf hängen bleibt.

So muss man also davon ausgehen, dass wir auch über die nächsten Jahre noch mit poppender, blinkender teils gar lärmender Werbung konfrontiert werden. Denn erst wenn das Geschäft einmal ausbleibt, werden die Unternehmen bereit sein, darauf verzichten.