Geschäftemacherei mit den "Wunderpillen"
Eine Sicherheitslücke auf der Website eines Spammers, der Pillen zur Penis-Vergrößerung anbietet, gibt eine ernüchternde Antwort auf die Frage: Gibt es tatsächlich Leute, die jene Produkte, die tagein tagaus mit lästigen Spam-Mails beworben werden, auch kaufen?
Die Bestelllisten, die kurze Zeit im Netz frei abrufbar waren, zeigen, dass sich die Geschäfte mit der Angst des Mannes durchaus lohnen.
Allein auf einer von vielen Website des Unternehmens Amazing Internet Products gingen innerhalb von nur einem Monat über 6.000 Bestellungen für das "Pinacle" genannte angebliche Wundermittel ein.
Die Website Goringly.biz ist dabei nur eine von dutzenden Seiten über die Amazing Internet Products seine Potenz-Pillen verkauft. Die von der Sicherheitslücke betroffene Website wurde inzwischen vom Netz genommen.

Geschäft mit unbekannter Firma
Im Durchschnitt bestellten die Kunden gleich zwei Packungen zu je 50 USD. Rechnet man derartige Umsätze hoch, wird schnell klar, warum Spammer duchaus bereit sind, den Zorn von Internet-Nutzern, Providern und Behörden auf sich zu ziehen.
Und der Wunsch nach mehr Größe scheint sich durch alle sozialen Schichten zu ziehen.
Ob noble Park Avenue in New York oder kleines Kaff in Colorado, der Kundenstamm listet Manager, Militärs, Sporttrainer wie Mediziner [die es eigentlich besser wissen müssten], auch viele Frauen fanden sich unter den Bestellenden.
Keinen der Käufer störte dabei die Tatsache, dass auf der Website des Wunderpillen-Anbieters weder Telefonnummer, Postanschrift noch E-Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme angegeben wurde.
Wer dahinter stehen soll:
Hinter der Firma Amazing Internet Products soll der 19-jährige
Schachprofi Braden Bournival stehen, der gemeinsam mit dem
25-jährigen Schachexperten und laut Salon.com früheren US-Neo-Nazi
Davis Wolfgang Hawke [vormals Andrew Britt Greenbaum] das profitable
Geschäft betreiben soll. Öffentlich wollten sich die Betreiber
bisher nicht zu den Vorwürfen äußern.

Fünf USD im Einkauf, 50 USD im Verkauf
Ein ehemaliger Mitarbeiter von Amazing Internet Products machte die US-Medien auf die frei zugänglichen Bestellinformationen seines ehemaligen Arbeitgebers aufmerksam.
Er verriet außerdem, dass die propagierten Wachstumspillen den Händler im Einkauf etwa fünf USD kosten, an eventuelle Spam-verbreitende Zwischenhändler gehen zudem 10 USD Provision pro Bestellung. Der Rest des Verkaufspreises von 50 USD pro Packung beschwert den Betreibern Monat für Monat satte Gewinne.
Die vermeintlichen Wunderpillen sind ein simpler Cocktail aus verschiedensten Kräutern. Darunter etwa Cayennepfeffer, Kürbiskerne, Süssholz-Wurzeln, Muira Puama und Yohimbe, welche so die sexuelle Leistungskraft des Mannes in Länge und Umfang sichtbar steigern sollen.
Ein wissenschaftlicher Nachweis für die versprochene Wirkung steht jedoch aus. Es gibt keinerlei Beweise für den beworbenen Effekt der Nahrungsmittelergänzung.
Halten die Pillen was sie versprechen?
Auch ein Journalist der "Fairfield County Weekly", der die Pillen
im Selbsttest erprobte, konnte nach 30 Tagen Behandlungsdauer keine
Veränderungen an seinem "besten Stück" feststellen.
