27.04.2005

DIE HOLDING

"Neue" Unternehmensstruktur für die TA

Der Vorstand der Telekom Austria [TA] hat sich auf eine neue Unternehmensstruktur geeinigt, die dem Aufsichtsrat vorgelegt wird, sagte TA-Generaldirektor Heinz Sundt. Die neue Holding-Struktur bilde auch die von ihm gewünschte Konzerneinheit von Mobilfunk und Festnetz ab, die für die Expansion in Südosteuropa notwendig sei.

Wünschenswert dafür sei auch ein langfristiger Aktionär, der diese Strategie begleite und auch bei Kapitalerhöhungen mitziehe, meinte Sundt Richtung Staatsholding ÖIAG. Er habe den Eindruck, dass das Thema Telekom Austria von der Politik angesichts möglicher baldiger Neuwahlen nicht intensiv genug aufgegriffen und diskutiert werde, so Sundt, der sich von der ÖIAG eine Analyse darüber wünscht, was für oder gegen einen Verkauf der TA spreche.

Die Übernahme der bulgarischen Mobiltel werde "spätestens Anfang des vierten Quartals", eventuell aber auch schon früher über die Bühne gehen, für die Übernahme des serbischen Mobilfunkbetreibers Mobtel sei man "gut positioniert". In Bosnien sei die Lage auf Grund politischer Verhältnisse und ungelöster Lizenz- und Eigentümerfragen bei der Eronet weniger gut.

Sundt, Colombo - Fischer, Nemsic

Das Zeitfenster für Südosteuropa-Akquisitionen sieht Sundt bis spätestens Ende 2006 offen, für die Finanzierung der Expansion stehe eine Kriegskasse mit zwei Milliarden Euro Inhalt zur Verfügung, dazu kommen Reserven von rund 240 Mio. Euro.

Sundt sprach sich dezidiert gegen eine Trennung der Unternehmensbereiche Mobilfunk und Festnetz aus. Mit vier Holding-Vorständen kann Sundt indes "durchaus leben", die Frage, ob Festnetz- und Mobilfunktochter als GmbH oder AG unter der Holding geführt werden, sei "irrelevant". Wichtig seien Geschäftsordnungen und Satzungen.

Im Herbst 2004 hatten TA-Aufsichtsrat und Vorstand vereinbart, das Unternehmen unter einer neuen Holding in eine Festnetz- und eine Mobilfunkgesellschaft zu teilen. Während sich Sundt und Finanzchef Stefano Colombo als Vorstände einer neuen starken Holding eine Ausweitung ihres Einflusses erhofften, wollten Festnetzchef Rudolf Fischer und Mobilkom-Chef Boris Nemsic möglichst viel Eigenständigkeit.

Triple Play statt Medienhaus

Die Staatsholding ÖIAG hält derzeit noch 25,2 Prozent [exklusive 5-prozentiger Wandelanleihe] an der TA. Der geltende Privatisierungsauftrag sieht einen Verkauf der Telekom Austria von "bis zu" 100 Prozent bis zum Ende dieser Legislaturperiode vor.

Den Trend einiger Telekom-Firmen, Medienunternehmen zu werden, hält Sundt nicht für sinnvoll, wiewohl Zusatzangebote wie "Triple Play" - ein Kombiprodukt für Fernsehen, Internet und Telefonie am TV-Gerät - angesichts des Preisverfalls auch im Datenbereich ein "attraktiver Ansatz" seien. Die TA plant die Triple-Play-Markteinführung in Wien im vierten Quartal 2005.

Wünschenswert wäre ein verantwortlicher Koordinator im Infrastrukturministerium, der sich für den schnelleren Ausbau von Breitband-Internet und ein investitionsfreundliches Klima einsetze. Österreich sei in punkto Breitband-Internet in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich zurückgefallen, kritisierte Sundt.