Polizei ist Europameister in DNA-Analyse
Österreich ist heute als erstes Land der Interpol-DNA-Datenbank [englisch Desoxyribonucleic Acid, deutsch DNS, Desoxyribonukleinsäure] offiziell beigetreten.
Auch beim Aufbau einer Online-Suchmaschine wirkten "heimische Spezialisten an vorderster Front mit", das gaben Beamte des Bundeskriminalamtes [BK] gemeinsam mit Interpol-Generalsekretär Ronald Noble heute bekannt.
Österreich könne bei der DNA-unterstützten Kriminalistik auf eine langjährige Vorreiterrolle verweisen. 1997 wurde der Grundstein für die Analysen gelegt, ein Jahr später konnten mit Hilfe der Methode bereits 149 Straftaten geklärt werden, 2004 wurden bereits 1.405 Delikte auf diese Weise geklärt.
"In den ersten beiden Monaten des heurigen Jahres hatten wir 280 Treffer", bilanzierte BK-Direktor Herwig Haidinger. "Wir haben heute die viertgrößte Datenbank der Welt mit über 100.000 Spuren."
Die aussagekräftigeren Zahlen, wie viele Täter tatsächlich über DNA-Spuren gefasst wurden bzw. wie viele Verurteilungen daraus resultieren, wurden hingegen nicht genannt.
2,4 Millionen Euro pro Jahr
Jährlich investiert das BK 2,4 Millionen Euro in die DNA-Analyse,
die Auswertung einer Probe schlägt mit rund 300 Euro zu Buche. Die
Investition lohne sich, betonte Haidinger: "Über 40 Prozent sind
Treffer."
Fünf EU-Staaten öffnen Polizeidatenbanken"Cold hits" und unbekannte Frauenleichen
Mit Hilfe der globalen Vernetzung erhoffen sich die Ermittler unter anderem mehr "cold hits", also Zufallstreffer, die durch Übereinstimmung des genetischen Materials Rückschlüsse auf den Täter ermöglichen. Bei einem ersten Testlauf wurden zwei Fälle gelöst, so Interpol. Beim Datenabgleich wurde eine kroatische Einbrecherbande ausgeforscht und eine unbekannte Frauenleiche identifiziert.
Künftig werden österreichische Kriminalfälle, bei denen ein internationaler Zusammenhang vermutet wird, in die Interpol-Datenbank eingespeist. Im Vergleich zu früher bringt das den Vorteil, dass das Material nicht nur auf Anfrage verglichen werden kann, sondern auch zu Zufallstreffern führen kann, solange die Daten im System eingespeist bleiben. Auf lange Sicht soll in der Datenbank das Material von jenen 29 Interpol-Mitgliedern zugänglich sein, die bereits jetzt ihre Samples in eine Art manuelle Sammlung eingespielt haben.
"Kommissar DNA" half hier zu Lande bereits bei der Klärung spektakulärer Fälle: Die Morde an Nicole Strau und Alexandra Schriefl, die sich 1988 und 1990 in Favoriten ereigneten und als "Mädchenmorde von Favoriten" Schlagzeilen machten, wurden ebenso mit Hilfe dieser Analyse geklärt wie der spektakuläre Juweliereinbruch der "Rammbock-Bande" im Februar des Vorjahres.
Auch zum Unschuldsbeweis kann der DNA-Vergleich dienen, wie ein angeblicher Vergewaltigungsfall in der Steiermark zeigte. Das Opfer und ein Zeuge hatten den mutmaßlichen Täter bereits eindeutig identifiziert - ein DNA-Test erwies angeblich seine Unschuld.
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