Ärzte wollen keine "Chaoten-Card"
In der Auseinandersetzung rund um den Krankenscheinersatz E-Card zeichnen sich zwischen Hauptverband und den Wiener Ärzten gröbere Verstimmungen ab.
So zeigte sich der Wiener Ärztekammerpräsident Walter Dorner in einer Aussendung irritiert über die jüngsten Aussagen von Hauptverbands-Geschäftsführer Josef Kandlhofer zum Roll-out der E-Card in den Ordinationen.
Anstatt, wie in einem partnerschaftlichen Verhältnis üblich, die Probleme der Wiener Ärztinnen und Ärzte ernst zu nehmen und ein drohendes Chaos zu verhindern, wolle Kandlhofer entgegen den begründeten Bedenken der Ärzte einfach ein unfertiges Projekt durchziehen, so Dorner.
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger hatte am Samstag scharf auf den von den niedergelassenen Ärzten verfügten "vorläufigen Stopp" des Roll-outs reagiert. "Wir lassen uns durch diese Querschüsse nicht irritieren", so Kandlhofer.
Die Bedenken der Ärzte mit Empörung zurückzuweisen, sei zu wenig für einen Topmanager eines solchen Projektes, so Dorner. Vorhandene Probleme müssten gelöst und nicht einfach weggeschoben werden.

"Schlechtes Projektmanagement"
Auch der Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien, Johannes Steinhart, zeigte sich verstimmt. Scheinbar zähle die Einhaltung des Zeitplans mehr als eine ordentliche und vor allem funktionierende Abwicklung des Projekts E-Card, so Steinhart.
"Wenn man Zeitpläne trotz auftretender Probleme und ohne Rücksicht auf Patienteninteressen um jeden Preis einhalten wolle, werde der Hauptverband mit der E-Card genauso Schiffbruch erleiden, wie mit der Chefarztpflicht und der Ambulanzgebühr", so Steinhart weiter.
"Patienten und Ärzte sollen nicht noch einmal unter dem schlechten Projektmanagement des Hauptverbands leiden müssen. Für die Einführung einer Chaoten-Card stehen wir in Wien nicht zur Verfügung", so Steinhart abschließend.
Dorner und Steinhart wollen bei der nächsten Gesprächsrunde die objektive Beurteilung und fachliche Überprüfung des Probebetriebs im Burgenland einfordern. Diese ist laut Steinhart weder angedacht noch durchgeführt worden, daher könne mit der Einführung der E-Card in Wien auch noch nicht begonnen werden.

Kandlhofer will Termin einhalten
Der Hauptverband geht laut Kandlhofer davon aus, dass der Zeitplan für den Roll-out hält. Es gebe einen gültigen Vertrag mit der Ärztekammer "und ich gehe davon aus, das Verträge auch eingehalten werden", man sei aber selbstverständlich bereit zu reden.
Die Ärztekammer wolle "offenbar den größten Modernisierungsschub im österreichischen Gesundheitswesen durch ständig neue Forderungen verzögern". Kandlhofer verwies dabei auf den klaglosen Testbetrieb im Burgenland und die durchwegs positiven Reaktionen der Patienten.
Die Forderung nach weiteren Tests bzw. die Erstellung "funktionaler Abnahmekriterien" und den Vorwurf eines fehlenden professionellen Projektmanagements wies Kandholfer zurück. Die Standesvertretung selbst sei gefordert, Vorschläge für solche Abnahmekriterien vorzulegen.
Auch die Forderung der Ärzte nach "Festlegung der Vertragsrahmenbedingungen zwischen den Telekom-Unternehmen und den Vertragsärzten durch eine Rahmenvereinbarung" ist nach Ansicht Kandlhofers an die eigene Standesvertretung zu richten und nicht an den Hauptverband.