Ein Diskonthandy ohne Schnickschnack
Mit der Vorstellung des neuen Mobilfunkbetreibers Yesss wurde am Freitag eine ganz neue Runde im Preiskampf auf Österreichs Handymarkt eingeläutet.
Der Begriff "Diskonthandy" sei Bestandteil der Marke, erklärte Josef Mayer, Geschäftsführer des virtuellen Mobilfunkbetreibers, wobei hinter der Marke die Firma Ewave steht, eine hundertprozentige Tochter des Marktdritten One.
Es handle sich um ein "schlankes Produkt" für "Telefoniepragmatiker", das ohne Grundgebühr und ohne Bindefristen, ohne Quersubventionierung und die damit verbundenen "paradoxen Preise" auskomme und - es wird vorerst nur über den Lebensmittel-Einzelhandel vertrieben.
Logischerweise heißt dieser Lebensmittelhändler Hofer, der das Starterkit mit SIM-Card und Freiminuten um 13 Euro vertreibt. Benutzt wird vorerst die Vorwahl 0699[81] des Mutterunternehmens One.
Angriffsziel tele.ring
Gemeint ist damit der Hauptkonkurrent im Niedrigpreis-Segment,
tele.ring, der am Vortag seinen neuen Tarif "Formel 10" vorgestellt
hatte: zehn Cent in alle Netze. Die Bezeichnung "ohne Grundgebühr"
täuscht allerdings darüber hinweg, dass auf alle Fälle zehn Euro im
Monat anfallen, auch wenn man nicht telefoniert.

Entsperren statt neu kaufen
Was die Hardware angeht, so ist Yess jedes Handy recht, das die eigene SIM-Card aufnimmt. Damit es möglichst viele werden, bietet man auf der Website Links zu Entsperrdiensten an, was für Mobilfunkbetreiber doch einigermaßen unüblich ist.
Ebenso schlank und "ohne Schnickschnack" sind die Preise: neun Cent in alle österreichischen Netze für einen Anruf, 13 Cent für jede SMS.
Umgelegt auf das statistisch errechnete Telefonverhalten des durchschnittlichen Privatkunden sei der "nächstbeste Tarif um 17 Prozent teurer", sagte Mayer, der vorher in der Unternehmensentwicklung von One tätig war.
Es sei davon auzugehen, so Mayer, dass in jedem österreichischen Haushalt mindestens ein noch brauchbares Althandy herumliege, das nur entsperrt zu werden brauche.
Passend zur übrigen Preisgestaltung kostet das Standard-Handy, ein entsperrtes Nokia 1100, bei Yesss - also bei Hofer - 69 Euro, doch auf das weitgehend ausgereizte Geschäft mit Hardware legt man generell wenig Wert.

250.000 Kunden bis 2007
Welche Kundenschicht angesprochen werden soll, weiß man auch genau: "Wir nehmen alle." Nämlich alle Pragmatiker, die mit dem Handy telefonieren wollen bzw. SMS benutzen, denn viel mehr bietet der neue Betreiber nicht.
Die Liste, was alles nicht geboten wird, reicht von MMS bis zum "Roaming". Kunden, die im Ausland sind, wird schlicht geraten, die SIM-Card von Yesss durch die eines lokalen Wertkartenbetreibers zu ersetzen, das sei am günstigsten und schließlich seien ja alle Yesss-Handys dafür tauglich, weil grundsätzlich entsperrt.
Bis 2006 soll das Unternehmen, dessen Marketingbudget gerade einmal 1,5 Millionen Euro beträgt, bereits schwarze Zahlen schreiben. Diese Summe sei "an der Grenze der Lächerlichkeit", wenn man sie mit den in der Mobilfunkbranche üblichen Budgets vergleiche, sagte Mayer, der mit 15 Mitarbeitern startet.
40 bis 50.000 Kunden sind für das erste Jahr geplant, bis Ende 2007 sollen es 250.000 sein. Die Latte für den angestrebten Durchschnittsumsatz pro Kunde wurde mit 20 bis 22 Euro pro Monat vergleichsweise niedrig angesetzt.