Tele2 will Mobilfunker One schlucken
Schon seit einiger Zeit wird darüber spekuliert, nun scheinen sich die Gerüchte zu bewahrheiten: Der schwedische Telekom-Konzern Tele2 will seine Position am österreichischen Mobilfunkmarkt stärken und plant die Übernahme des Mobilfunkers One.
Dies habe die Tele-2-Zentrale in Stockholm bestätigt, berichtet die "Presse".
Erst Mitte Oktober hatte Tele2 den österreichischen Festnetz- und Internetprovider UTA um 213 Millionen Euro übernommen.
Derzeit ist der deutsche Energieriese E.ON durch seine Tochter VIAG mit 50,1 Prozent Mehrheitseigentümer von One, die restlichen Anteile halten Telenor und Orange [je 17,45 Prozent] und Tele Danmark [knapp 15 Prozent].
Derzeit virtueller Mobilfunker im One-Netz
Tele2 nutzt bereits jetzt als so genannter virtueller
Netzbetreiber [ohne eigene Sender und Masten] die Infrastruktur von
One.


"Drei bis vier werden übrig bleiben"
One-Chef Jorgen Bang-Jensen habe sich demgegenüber reserviert gezeigt, berichtet die "Presse" weiter: "Der Deal ist nicht mehr und nicht weniger aktuell als vor einem Jahr".
Ob bereits Freitag bei der Gesellschafterversammlung die Weichen für den Verkauf gestellt werden, will Bang-Jensen nicht kommentieren. Nur soviel: "In dem heiß umkämpften Markt werden von den fünf Handynetzbetreibern nur drei bis vier übrig bleiben - One ist einer davon."
Die Übernahme durch die europaweit stark expandierende Tele2 würde nicht bedeuten, dass One verschwindet, berichtet das Blatt weiter.
Vielmehr würde Tele2 mit der Übernahme von One zum ernsten Konkurrenten des Marktführers Telekom Austria [TA] bzw. deren Handytochter mobilkom austria aufsteigen.
Die Österreich-Tochter von Tele2 äußerte sich nicht zu den Kauf-Spekulationen.

Kaufpreis von 800 bis 900 Mio. Euro
Für One müsste Tele2 jedoch weit mehr als für die UTA bezahlen. Den kolportierten Kaufpreis von 800 bis 900 Mio. Euro halten Experten laut Bericht für überhöht.
One sitzt jedoch auf Verbindlichkeiten von gut 1,4 Mrd. Euro. Auch wenn E.ON, die sich auf ihr Kerngeschäft zurückziehen will, einen Teil der Schulden als Mitgift nachlässt, müsse ein Käufer an die zwei Mrd. Euro auf den Tisch legen.
Der hohe Kaufpreis gilt freilich nicht als einzige Hürde für den Verkauf von One. Die One-Eigentümer sind durch einen komplizierten Syndikatsvertrag aneinander gebunden.
Der Energiekonzern E.ON könne seine Anteile an One aufgrund der komplexen Besitzverhältnisse nur dann verkaufen, wenn die anderen Anteilseigner zustimmen, bzw. auch aussteigen. Dies soll nun der Fall sein.
One hat 1,544 Millionen Handykunden und schrieb 2003 bei 664 Mio. Euro Umsatz acht Mio. Euro Gewinn.

"Die Luft ist draußen"
One scheint jedoch zwischen den beiden großen Handynetzbetreibern mobilkom [3,2 Mio. Kunden] und T-Mobile [zwei Mio. Kunden] sowie den Billig-Anbietern Tele.ring und Hutchison aufgerieben zu werden, heißt es im Bericht.
"Irgendwie ist die Luft draußen", beschreibt ein Beobachter die Lage.
Als Indiz dafür, dass Bang-Jensen die Braut bereits schmückt, gilt auch der radikale Rationalisierungskurs. Mitte 2004 hat One ein Viertel der 1.100 Mitarbeiter abgebaut, zu Jahresbeginn 2005 wurden weitere 28 EDV-Mitarbeiter mit der IT-Infrastruktur an Siemens Business Services ausgelagert.
Nicht ganz zufällig soll auch das Engagement des neuen Finanzvorstands Holger Püchert sein. Er kommt aus dem Controlling von E.ON und soll als "Aufräumer" zu One geschickt worden sein, so der Bericht.
Die Gesellschafter haben sich zudem im Rahmen einer im Oktober 2004 erfolgten Umschuldung etlicher Haftungen für Projektfinanzierungen entledigt.
