Software-Patente als "Straßenraub"
Das Patentsystem sei dereinst geschaffen worden, um Forscher, Erfinder und Entwickler zu belohnen, und nicht um die heutigen "Straßenraub-Szenen" rund um Erfindungen im Software-Bereich möglich zu machen, sagte Danese Cooper, ihres Zeichens "Chief Open Source Evangelist" der Firma Sun, am Freitag zur futurezone.
Wie wenig sich die herkömmliche Methode der Patentierung von Hardware aller Art auf Software anwenden lasse, zeige schon ein Vergleich der Produktlebenszyklen. Während man bei herkömmlicher Hardware eine Gesamtlebensdauer von 20 Jahren und mehr voraussetzen könne, seien im Bereich Software mittlerweile Innovationszyklen von sechs Monaten üblich, so Cooper weiter.
Für jene, die "Wirtschaft als Krieg" verstünden, würden Patente zu eben diesem Zweck benutzt, nämlich um andere Firmen anzugreifen. Diese bezahlten vielfach lieber, statt eine weitere öffentliche Auseinandersetzung vor Gericht zu riskieren.
Industrieführer vom Schlage eines Steve Ballmer - "So ein interessanter Typ!" - seien von Haus aus keine bösen Menschen. Wer freilich Wirtschaft als Form des Krieges ansehe, neige dazu, wenig Wert auf Umgangsformen zu legen. Sun habe jedenfalls seine Patente stets nur zu Verteidigungszwecken eingesetzt.
Boxkampf mit Microsoft
Die Einigung Suns in den jahrelangen Rechtstreitigkeiten mit
Microsoft ist laut Cooper denn auch am ehesten mit der Geste zweier
Boxer zu vergleichen. Wie beim gegenseitigen Antippen der Handschuhe
sei es nichts anderes als die Einigung auf einen fairen Kampf.

"Künstler - keine hirnlosen Robots"
"Es lässt sich nicht alles auf Geld reduzieren", sagte Cooper und gerade bei Entwicklung von Software treffe dies besonders zu.
Denn "Software-Schreiber sind keine hirnlosen Robots, sondern Künstler, die etwas erschaffen wollen" und eben deshalb hätten sie von ihren Firmen entsprechende Behandlung verdient.
Der Quellcode eines dieser Werke, nämlich Sun Solaris, stehe nun kurz vor seiner kompletten Veröffentlichung. Ein langwieriger Prozess, in dem eine Unzahl rechtlicher Fragen geklärt wurden musste und der auch firmenintern alles andere als unumstritten war.
Die ersten Diskussionen darüber hätten schon 1999 eingesetzt -"anfangs wurde ich schwer kritisiert dafür." Dies sei so weit gegangen, dass bei der Geschäftsführung von Sun nahezu im Wochenabstand interne Beschwerden gepaart mit Forderungen nach Entlassung über die streitbare "Evangelistin" eingegangen seien.
So erzählte Danese Cooper, die sich auch einen [selbst]ironischen Seitenhieb auf die interne Titel-Politik der Firma nicht verkneifen konnte.
"Chief Open Source Diva"
Mit einem Seitenblick auf den beim Gespräch ebenfalls anwesenden
Donatus Schmidt, Geschäftsführer von Sun Österreich und "Java
Evangelist" sagte Cooper, dass sie eigentlich gar keine
"Evangelistin" sei. Die Visitenkarten mit ihrer eigentlichen,
offiziellen Berufsbezeichnung "Chief Open Source Diva" seien leider
gerade ausgegangen.

Dieser Bericht entstand mit freundlicher Unterstützung von Mariann Unterluggauer [OE1 Matrix, ARD Deutschlandradio], der die Gesprächsführung oblag.