Umbruch auf dem Handy-Markt erwartet
Der weltweite Markt für Mobiltelefone wird nach Einschätzung des Branchenführers Nokia im kommenden Jahr um rund zehn Prozent wachsen. Eigentlich gute Nachrichten für die Handy-Hersteller, für Siemens und Motorola sieht die Zukunft dennoch nicht so rosig aus.
Angesichts des harten Wettbewerbs aus Asien sowie hausgemachter Probleme stehen die Handysparten von Siemens und Motorola Analysten zufolge nämlich vor einem schweren Jahr.
Nach einer Umfrage unter Analysten könnte Siemens 2005 bei den Marktanteilenn von dem japanisch-schwedischen Joint Venture Sony Ericsson sowie LG Electronics aus Südkorea überholt werden und um bis zu zwei Plätze auf Rang sechs weltweit abrutschen.
Profitieren dürften hingegen asiatische Hersteller, die in den vergangenen Jahren beim Einsatz von Farbdisplays, polyphonen Klingeltönen sowie hochauflösenden Kameras die Nase vorne hatten. Auch hatten viele westliche Anbieter die Bedeutung von Klapphandys unterschätzt.
Viele der Experten halten es durchaus für möglich, dass sich der Münchener Technologiekonzern binnen der nächsten zwölf Monate von seinen Mobiltelefonen trennt. Wegen Entwicklungsproblemen, hoher Kosten und einer Softwarepanne bei der neuen 65er-Serie hatten die Münchner im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 in dem Segment einen Verlust von 152 Millionen Euro verbucht.

Unsichere Zukunft für Siemens
Im dritten Quartal 2004 rangierte Siemens mit einem Prozent Vorsprung vor LG noch auf Platz vier, doch die meisten Analysten gehen davon aus, dass dieser Abstand nicht von Dauer sein dürfte.
Branchenexperten würden es begrüßen, wenn sich Siemens von den Mobiltelefonen trennen oder diese in eine Partnerschaft einbringen würde. Als möglicher Kandidat gilt der große chinesische Anbieter Ningbo Bird, mit dem der Konzern bereits bei Vertrieb und Entwicklung zusammenarbeitet. Ein umfangreiches Joint Venture würde niedrige Entwicklungs- und Produktionskosten mit einem starken weltweiten Vertrieb kombinieren.
"In der ersten Jahreshälfte 2005 wird es alleine um Siemens und die Frage gehen, ob sie das Handygeschäft behalten, konsolidieren oder verlassen", sagte Neil Mawston von Strategy Analytics.
Schwierig dürfte 2005 aber auch für Motorola werden. Die Amerikaner könnten im Zuge der Übernahme des US-Netzbetreibers Nextel durch Sprint einen ihrer Schlüsselkunden verlieren. "Motorola wird bezogen auf das Gesamtjahr fünf bis sieben Millionen Einheiten verlieren", sagte ein Experte. Das sei ein Nachteil, mit dem keiner der anderen Mitbewerber leben müsse.
Für 2004 prognostizierte das Marktforschungsinstitut Gartner einen weltweiten Handy-Absatz von 650 Millionen Stück.

Nokia bleibt Marktführer
Zu den Gewinnern im kommenden Jahr dürfte nach Einschätzung der Analysten hingegen Sony Ericsson zählen, deren Produkten allgemein ein individuelles und "cooles" Image zugeschrieben wird.
Allerdings wird Sony Ericsson wegen seiner eher begrenzten Produktpalette kaum mit den deutlich schneller wachsenden Anbietern LG und Samsung mithalten können, die insbesondere in Europa, Asien, Russland auf dem Vormarsch sind.
Nokia, Nummer eins der Branche, dürfte den Experten zufolge 2005 seinen im abgelaufenen Quartal erreichten Marktanteil von um die 30 Prozent halten - allerdings auf Kosten der Marge.