17.11.2004

TAUSCH & BÖRSE

US-Filmindustrie lässt erste Klagewelle los

Wie angekündigt hat die US-Filmindustrie die erste Welle von Klagen gegen Tauschbörsen-User gestartet.

Die Motion Picture Association of America [MPAA], die sieben der großen Filmstudios vertritt, wollte keine Angaben dazu machen, wie viele vermeintliche Anbieter von unrechtmäßigen Film-Downloads geklagt wurden.

Ein Sprecher gab an, dass ein breites Spektrum des US-Landesgebietes abgedeckt wurde. Wie auch bei den Klagen der Musikindustrie wurden hierbei Klagen gegen "John Doe" [unbekannt] eingereicht, die Feststellung des Namens hinter einer IP-Adresse über den Internet-Provider kann nur erfolgen, wenn ein Richter den Fall annimmt.

Die Hollywood-Studios gehen davon aus, dass ihnen durch widerrechtliche Film-Downloads jährlich bis zu drei Milliarden Dollar [rund 2,3 Mrd. Euro] verloren gehen

Software zum "Reinigen" des PC

Die MPAA kündigte zudem die Veröffentlichung eines eigenen Software-Programms an, mit dem Musik- und Film-Files sowie installierte P2P-Programme auf PCs aufgespürt werden können.

Damit sollen offenbar vor allem Eltern angesprochen werden, die bereits bei der Klagerunde der US-Musikindustrie immer wieder erstaunte Angeklagte darstellten.

Die dabei gesammelte Information wird laut MPAA nicht weitergegeben [weder an die MPAA selbst noch an andere Institutionen], sondern soll dazu dienen, den Rechner zu "reinigen".

Zudem sollen auch die Aufklärungskampagnen erneut verstärkt werden, in über 10.000 Videogeschäften, Supermärkten und Drogerien soll entsprechendes Informationsmaterial bereitgelegt werden. Auch zwei Werbespots zu dem Thema sollen wieder in die US-Kinos kommen.

Zustimmung und Ablehnung

RIAA-Chef Mitch Bainwol begrüßte das Vorgehen erwartungsgemäß als "vernünftigen, weisen Schritt". Aufklärung und Erziehung alleine seien keine Lösung, Abschreckung sei ein essenzieller Teil der größeren Strategie, so Bainwol.

Von Seiten der Bürgerrechtsanwälte war weniger Zustimmung zu hören. "Ich wünschte, sie würden mehr darüber nachdenken, wie sie Filme verkaufen, anstatt darüber, wie sie Leute verklagen", meint etwa Gigi Sohn von Public Knowledge.

Hollywood folgt dem Beispiels der US-Musikindustrie, die seit September letzten Jahres über 6.000 vermeintliche Tauschbörsen-User wegen widerrechtlichen Austauschs von Musikfiles geklagt hat. Ein Großteil der Klagen konnte gegen eine Zahlung von 3.000 bis 4.000 Dollar meist außergerichtlich beigelegt werden.

Über die Auswirkungen auf die tatsächliche Nutzung von Tauschbörsen wird währenddessen noch diskutiert.