Kunstgriff könnte T-Online zu DT bringen
Mit einem Kunstgriff könnte die Deutsche Telekom [DT] zwei drängende Probleme auf einen Streich lösen und damit ihrem Aktienkurs neuen Auftrieb geben.
Experten halten es für möglich, dass der größte europäische Telekom-Konzern in einer kombinierten Transaktion eigene Aktien vom Großaktionär Bund erwirbt, mit diesen Aktien die Internet-Tochter T-Online kauft und diese mit sich selbst wieder verschmilzt.
Mit einem solchen Doppelschlag würde Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke zwei Probleme lösen. 43 Prozent der DT gehören noch dem Staat - 17 Prozent direkt dem Bund, weitere 26 Prozent sind bei der staatlichen KfW Bankengruppe geparkt.
Analysten sprechen von einem "Damoklesschwert" für den Aktienkurs, da der unter Finanzproblemen leidende Bund angekündigt hat, bis Ende 2006 alle Telekom-Aktien zu verkaufen. Die Investoren erwarten daher tiefere Kurse bei einer Platzierung.
Zukunft von T-Online als Baustelle
Eine weitere Baustelle ist die Zukunft von T-Online. Seit Monaten
prüft der Bonner Konzern, wie das Internet-Geschäft stärker mit der
Festnetzsparte verzahnt werden kann, um die Marktführerrolle zu
sichern. Als Optionen wurden explizit eine Verschmelzung oder ein
Rückkaufangebot für die 26 Prozent der T-Online-Anteile genannt, die
der Telekom nicht gehören.
Weiter Spekulationen um T-OnlineAuf der Suche nach dem günstigsten Weg
Eine Kombination aus dem Rückkauf eigener Aktien und einer anschließenden Verschmelzung mit T-Online hätte deutliche Vorteile gegenüber anderen Optionen, da die Kapitalmittel und die Bilanz geschont würden.
So würde eine Übernahme von Aktien des Bundes oder der KfW und ein Kauf von T-Online gegen Bargeld die Kapitalmittel der DT fast aufzehren. Die angekündigte Dividende oder geplante Investitionen würden dann hinfällig.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass T-Online durch eine Kapitalerhöhung geschluckt würde. Dies hätte aber zur Folge, dass durch die dann höhere Zahl der Aktien das Ergebnis der DT verwässert würde.
Bei einer Kombination aus Aktien-Rückkauf und Verschmelzung bliebe hingegen die Zahl der Telekom-Aktien konstant, da letztlich nur die Eigentümerschaft der Aktien vom Staat auf die T-Online-Aktionäre übergehen würde. Daher liegt es nahe, dass die Telekom ihr Bargeld für den Kauf eigener Aktien nutzt, T-Online jedoch mit Aktien bezahlt.
Eigener Kurs wird gepusht
Die Übernahme von T-Online könnte die Telekom Analysten zufolge
einschließlich eines Preisaufschlags auf den Börsenkurs bis zu 3,3
Milliarden Euro kosten. Für diese Summe könnte die Telekom vom Bund
oder der KfW 226 Millionen Aktien oder 5,5 Prozent des eigenen
Kapitals zurückkaufen und damit ihren Kurs antreiben.
Deutsche Telekom wird umgebautDie erste Transaktion würde folgendermaßen aussehen: die DT muss laut Gesetz ein öffentliches Offert an alle Aktionäre unterbreiten - daher wird das Untenrehmen den Angebotspreis so niedrig ansetzen, dass außer dem Staat kein anderer Aktionär ein Interesse am Verkauf seiner Aktien an die Telekom hat.
In einer zweiten Transaktion findet die Abfindung der T-Online-Aktionäre und damit die Verschmelzung mit der Deutschen Telekom statt. Dafür benötigt die DT bloß eine Drei-Viertel-Mehrheit auf der Hauptversammlung. Bei einem öffentlichen Kaufangebot für die restlichen 26 Prozent an T-Online wäre dagegen eine Mehrheit von 95 Prozent erforderlich.
