"Creative Commons" in Österreich
In Zeiten des Internets, wenn jede Interaktion de facto einem Kopiervvorgang gleichkomme, sei es höchste Zeit, die Copyrightgesetze auf den neuesten Stand zu bringen: Die stammten nämlich allesamt aus einer Zeit, als das Kopieren von Werken nur einer verschwindenden Minderheit möglich war, die über die notwendigen Produktionsmittel wie Druckerpressen oder Plattenpresswerke verfügten.
So umriss Lawrence Lessig, Rechtsprofessor an der Stanford University und Initiator der "Creative Commons"-Lizenz zur kostenlosen Nutzung von Werken aller Art [Literatur, darstellende Kunst, Musik, Wissenschaft etc.], den derzeitigen Stand der Dinge.
Lessig war heute auf einer Podiumsdiskussion der Ars Electronica in Linz zu Gast. Nach Vorbild der Verbreitung freier Software, für die bereits seit Jahren Lizenzen wie die durch Linux bekannt gewordene General Public License [GPL] existieren, dient Creative Commons dazu, Musik, Kunst, Literatur und Wissen frei zugänglich zu machen.
Dies allerdings unter den Konditionen des Urhebers - nicht unabänderlich vorgefasst wie bei der GPL, die es beispielsweise zur Bedingung macht, veränderten Quellcode freier Software wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Wie "Creative Commons" funktioniertDie Initiative der BBC
Als erste Medienanstalt weltweit stellt die BBC ab September Teile ihres digitalen Archivs der [vorerst nur britischen] Öffentlichkeit zur Verfügung. Das primäre Motiv sei es, der Öffentlickeit, die durch ihre Rundfunk-Gebühren maßgeblich zu den BBC-Produktionen beigetragen habe, etwas von diesem geschaffenen Wert zurückzugeben, sagte Paula LeDieu, Direktorin des "Creative Archive" der BBC.
Natürlich sei die Durchsetzung in einer so großen Institution ein schwieriger Prozess, sagte LeDieu. Es sei überhaupt nur möglich gewesen, weil die BBC eben in erster Linie nicht profitorientiert geführt werde, sondern unter einem öffentlichen Auftrag stehe.
Die BBC agiere nun wie ein Kollektivproduzent ein oder Künstlerkollektiv, das Teile seiner Kreationen zur Verfügung stelle. Nun hoffe man sehr darauf, dass das freigegebene Material massiv genutzt werde, damit aus BBC-Produktionen der Vergangenheit neuer gesellschaftlicher Wert geschaffen werde, sagte LeDieu.
Peter Rantasa vom Musikinformationszentrum MICA brachte die gegenwärtige Situation der österreichischen Musikschaffenden folgendermaßen auf den Punkt: "Kopieren sorgt für Verbreitung. Verbreitung sorgt für Bekanntheit. Bekanntheit bringt Aufträge."
Dies sei vor dem Hintergrund zu sehen, dass nur eine verschwindende Minderheit der österreichischen Musiker nennenswerte Einkünfte aus Tantiemen beziehe, wirkliche Einnahmen brächten nur Auftragsarbeiten bzw. Auftritte ein. Und "90 Prozent der Tantiemen des österreichischen Musikmarktes gehen an ausländische Urheber", vor allem aus den USA.
Morgen wird im Rahmen der Ars Electronica die an österreichisches Recht angepasste Variante der"Creative Commons"- Lizenz offiziell präsentiert.
