Autoelektronik als Pannenfaktor
Der Einsatz modernster Elektronik in Autos wird immer wichtiger. Auf der einen Seite sind viele Innovationen ohne elektronisch gesteuerte Systeme gar nicht denkbar. Auf der anderen Seite hat mit der steigenden Komplexität auch das Pannenrisiko zugenommen.
Das geht aus einer aktuellen Studie des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen hervor.
"Mit einem Anteil von 59 Prozent an allen Pannen sind Elektrik- und Elektronikpannen an Autos weiter gestiegen", erklärte Dudenhöffer. "Wir gehen davon aus, dass der Anteil auch in den nächsten Jahren weiter steigt und damit die wichtige Fahrzeugelektrik/-elektronik die größte Herausforderung für die Automobilindustrie bleibt."
Die der Untersuchung zu Grunde gelegten Daten basieren auf einer Sonderauswertung der ADAC-AutoMarxX-Studie, die Dudenhöffers Institut im Auftrag des Automobilclubs erstellt.
Belastbarkeit des Bordnetzes mittlerweile erreicht
Die Stabilität des elektrischen Bordnetzes ist laut Untersuchung
eines der Kernprobleme, mit dem sich die Autoentwickler
herumschlagen. "Die Grenze der Belastbarkeit des elektrischen
Bordnetzes ist mittlerweile erreicht", so Dudenhöffer.

Hohe Verbrauchswerte
So benötige die elektrische Heckscheibe 200 Watt Leistung, das Gebläse der Innenraumheizung 120 Watt, der beheizte Metallkatalysator 2.000 Watt, der Dieselpartikelfilter 2.000 Watt.
Dazu kämen viele kleinere Teilsysteme wie das elektrische Abgasrückführungsventil, automatische Schaltgetriebe, elektrische Verteilergetriebe und Differenzialsperren, Fahrwerksregelungen mit kontinuierlicher Verstellung von Niveau und Stoßdämpferhärte, Sitzverstellung, Spiegelheizung, Schließsysteme und so weiter.
Im Jahr 1990 lag der mittlere Strombedarf eines Personenwagens laut Dudenhöffer bei 1.200 Watt. Bis 2004 habe sich die Zahl mehr als verdoppelt, die Tendenz sei weiter steigend.
Keine Trendumkehr vor 2008
"Die Automobilhersteller haben das Elektrik/Elektronikproblem
erkannt und arbeiten mit hoher Intensität an Lösungen", sagt
Dudenhöffer. Dabei werde durch die verpasste Chance, ein stabileres
Bordnetz mit 42 Volt auf den Markt zu bringen, die Aufgabe nicht
leichter. Batteriesensoren und Abschaltautomatisierungen seien zwar
kurzfristige Maßnahmen, die gestatten, den Pannen-Anstieg zu
bremsen, würden aber keine Trendumkehr herbeiführen.

Der Experte sprach sich dafür aus, neue Software-Systeme und Elektrik/Elektronikstrukturen für das Auto zu erfinden. "Der Weg, einfach Elektronik aus dem Auto zu nehmen, ist der falsche Ansatz, da mit der Elektronik die Innovation aus dem Auto verbannt wird. Es geht also darum, die Elektronik zu beherrschen und nicht zu verbannen", betonte er. Eine Trendumkehr erwartet er frühestens im Jahr 2008.