Gemischte Reaktion auf Linux in Wien
Die Entscheidung der Stadt Wien, ihren Mitarbeitern die Wahl zwischen Linux und Microsoft auf den Magistratsarbeitsplätzen zu ermöglichen, ruft unterschiedliche Reaktionen hervor.
Für die Wiener Grünen geht die Gemeinde "zu zögerlich" vor. Dass Wien neben Linux und Open Office auch Microsoft Windows und Microsoft Office weiterverwendet, "ist schade", so die grüne Technologiesprecherin Marie Ringler.
Grundsätzlich sei die Initiative jedoch zu begrüßen. Sie forderte konkrete Anreize für Beamte umzusteigen und die Veröffentlichung jener Studie, auf deren Basis der Einsatz von Open-Source-Software beschlossen wurde.
Der Vorsitzende des zuständigen Gemeinderatsausschusses, Andreas Schieder, wies den Vorwurf der Unentschlossenheit zurück.
Die Stadt als Arbeitsgeber wolle nicht bevormunden, sondern den Abteilungen ermöglichen, die für ihre Zwecke und Bedürfnisse sinnvollste Software einzusetzen. Im Frühherbst soll schließlich die zu Grunde liegende Studie präsentiert werden, "die dann auch zu einer endgültigen politischen Entscheidung führen wird", so Schieder. Bereits seit 1989 werde quelloffene Software in Wien eingesetzt.

München hält an Linux fest
SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal begrüßte die "sanfte Lösung" der Stadt, warnte aber vor einer Komplettumstellung. "Man soll nicht die eine Fahne abnehmen und die andere hissen, sondern einen zweiten Fahnenmast aufstellen und zwei Fahnen hissen. So kann man sich für das jeweils persönlich Beste entscheiden", so Broukal.
Linux-Produkte seien im Moment nur deshalb so günstig, da sie als "Geheimwaffe" der Microsoft-Konkurrenten eingesetzt würden. "Der Preisvorteil ist ein Argument auf Widerruf und ohne Sicherheit", so Broukal. Deshalb sei es notwendig, dass man sich nicht dogmatisch auf eine Lösung festlege.
München wird nach eigenen Angaben an seinem Linux-Projekt festhalten. Auch bei den Stadtverwaltungen von Augsburg und Nürnberg bestehe Interesse an der Münchner Open-Source-Lösung, sagte Oberbürgermeister Christian Uhde.
Die für Ende Juli geplante Ausschreibung eines ersten Projekts [Basis-Client] müsse jedoch vorläufig wegen möglicher rechtlicher und finanzieller Risiken zurückgestellt werden, die durch ein umstrittenes EU-Patentrecht entstehen könnten, hieß es.

Novell, nunmehr Inhaber der deutschen Distribution Suse Linux, begrüßte erwartungsgemäß die Entscheidung. Diese mache deutlich, wie wichtig Alternativen bei der Wahl der IT-Infrastruktur für Unternehmen und Institutionen sind. Novell ist an der Umstellung der norwegischen Stadt Bergen auf Linux beteiligt.