06.04.2004

SPEICHERPLATZ

Festplatten für Mobiltelefone

Miniatur-Festplatten werden immer kleiner: Die letzte Generation ist nur noch 2,2 Zentimeter breit. Ursprünglich für Digicams entwickelt, halten die Platten Einzug in MP3-Player, Handhelds und demnächst auch Handys.

Der Markt ist riesig: Heuer werden weltweit mehr als 500 Millionen Handys ausgeliefert, und der Bedarf nach Speicherplatz wächst. Auf der International Consumer Electronics Show Anfang des Jahres wurden Ein-Zoll-Platten mit hoher Speicherdichte vorgestellt, die den Markt heuer ankurbeln sollen.

2002 wurden davon 150.000 Einheiten verkauft, 2003 waren es 250.000. Heuer soll die Zahl der verkauften Mini-Platten verdoppelt werden.

Das Segment der 1,8 Zoll großen Platten [4,6 cm] dient als Vorbild: Dort werden dank iPod & Co bereits Stückzahlen in Millionenhöhe erreicht.

Billiger als Flash-Speicher

Zwar können diese Speichervolumina bereits mit Halbleiterspeichern erreicht werden, wie sie etwa in Form von Flash-Memory in Digicams zum Einsatz kommen. Doch der Preis pro Gigabyte ist bei Festplatten ungleich niedriger: Er beträgt nur ein Zehntel des Preises von Flash-Speicher.

Die beginnende Massenproduktion von Mini-Platten dürfte dafür sorgen, dass die Preise weiter fallen. Die Platten werden zunehmend in MP3-Playern, Digicams, Camcordern, Handhelds und mobilen Videoplayern verbaut.

Das Ziel der Hersteller ist jedoch, im Mobilfunksegment zu landen. Obwohl beispielsweise Toshiba herausstreicht, seine 0,85-Zoll-Platten "nicht nur mit dem Handymarkt als Ziel" entwickelt zu haben, ist der Markt auf Grund seiner schieren Größe am interessantesten.

Die letzte Handygeneration, die in Asien vorgestellt wurde, verfügt über TV-Empfang und kann Videos abspielen, die auf teurem Flash-Speicher gespeichert werden. Festplatten sollen die Preise dieser Handys in naher Zukunft drücken helfen.

Asien als derzeit wichtigster Markt

GS Magicstor, ein Festplattenhersteller mit 0,85-Zoll-Platten im Programm, will "als Erstes den chinesischen Handymarkt beliefern, dann den japanischen", wie es der internationale Verkaufschef Johnny Fukuda formuliert.

Um auf den Mobilfunk-Massenmarkt zu gelangen, müssen Mini-Platten eine Reihe von Kritierien erfüllen. Größe, Erschütterungsstabilität und Stromverbrauch sind dabei die wichtigsten Faktoren. Obwohl die Festplatten nur fünf Millimeter dick sind, bedeutet das für Handyhersteller ein Designproblem - die Geräte sind bereits bis zum Rand mit Elektronik, Display und Akku gefüllt.

Der Motor, der die Platten dreht, trägt das meiste zur Festplattendicke bei und ist daher Forschungsschwerpunkt bei vielen Plattenherstellern. Mit einem Toshiba-Prototypen ist es bereits gelungen, die Dicke auf 3,3 Millimeter zu reduzieren. Von den Handyherstellern sehnlichst gewünscht wird jedoch eine Höhe von 2,1 Millimetern - wie bei SD-Speicherkarten.

In puncto Erschütterungsfestigkeit sind die Vorgaben der Handyhersteller strikter als die der MP3-Player-Produzenten. "MP3-Player dürfen nicht kaputtgehen, wenn sie aus der Höhe von einem Meter fallen gelassen werden. Bei Handys erhöht sich dieses Limit auf 1,5 Meter - es ist sehr schwer, das mit der derzeitigen Plattentechnologie zu erreichen", meint Shinichi Yamamoto, Forschungsleiter bei Hitachi Global Storage.

Auch in puncto Stromverbrauch hinken Platten noch dem Halbleiterspeicher hinterher: Er ist derzeit durchschnittlich um ein Drittel höher. Um auf den Handy-Massenmarkt zu gelangen, müssen die Festplattenhersteller diese Hürden überwinden.