Kostenexplosion in der Spielebranche
Jahrelang haben Videospielhersteller die Filmemacher Hollywoods um ihre glamourösen Stars, die spektakulären Special-Effects und den Erfolg am Massenmarkt beneidet - doch nun lernt die Branche, dass dafür auch ein hoher Preis bezahlt werden muss.
Denn hinter den Kulissen haben Hersteller von Blockbuster-Games wie "Grand Theft Auto" oder "Madden NFL" mit denselben Problem zu kämpfen wie Filmproduktionen: schwindelerregende Kosten, den Bedarf nach immer mehr Leuten und ein zunehmendes Gefühl der Panik, wie man diese Faktoren unter Kontrolle halten kann.
"Die Teams sind größer geworden und die Kosten für die Technologien sowie auch die Gehälter sind gestiegen," so Alexander Seropian, Chef des Spielentwicklers Bungie Software. "Vor fünf Jahren konnte man einen Toptitel noch mit acht Leuten in einem Jahr basteln, jetzt braucht es schon drei Jahre und 50 Personen."
Fünf bis zehn Mio. USD pro Spiel
Schon derzeit kostet die Entwicklung eines Toptitels
durchschnittlich zwischen fünf und zehn Mio. USD, Tendenz steigend.
Dies Kosten im Verkauf wieder reinzuholen schaffen nur wenige Spiele
im Jahr. Im letzten Jahr haben es unter den hunderten
Neuvorstellungen nur neun Konsolenspiele auf über eine Mio.
verkaufte Exemplare gebracht.

Anspruchsvolle Hardware ausreizen
Doch nicht nur die hohen Entwickungskosten sind ein Problem für die Spielbranche.
Die Industrie muss sich schon jetzt auf die nächste Generation der Konsolen vorbereiten, die leistungsstärker denn je zuvor Ende 2005 bis 2006 auf den Markt kommen sollen. Das bedeutet abermals höhere Investitionen in Spiele, welche die komplexe Hardware auch wirklich ausreizen können.
Doch nicht nur die neuen Konsolen treiben die Kosten der Spielentwickler in die Höhe, auch die immer schnelleren und leistungsstärkeren PCs verlangen nach aufwendigen Games.
Auch John Carmack, Macher von "Doom" und "Quake", zwei Spiele welche die Computerpower bis ans Limit testen, bestätigt, dass die Innovationen am Markt zwar gut für die Qualität der Spiele ist, aber zu einer wahren Kostenexplosion führen.
Sichere Verkaufsschlager statt Innovationen
Weil die Industrie lieber auf sichere Verkaufsschlager setzt als
auf neue Ideen, scheint der Game-Markt in eine Kreativitäts-Krise
gekommen zu sein. Viel Neues findet sich nicht, da die Entwicklung
von neuen Inhalten weitaus teurer ist, als etwa den Inhalt eines
vorangegangenen Spiels oder Films zu adaptieren.

Teure Werbekampagnen
Und wie das Marketing einen immer größeren Anteil der totalen Filmkosten einnimmt, im Durchschnitt 61 Prozent im Jahr 2003, geben auch die Spielehersteller immer mehr Geld für TV-Spots, Launch-Parties und andere Werbemaßnahmen aus.
Zwar ist derzeit keine Lösung in Sicht, die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen, einen Lichtblick sieht Sony doch.
Es gelte der Grundsatz, je länger der Lebenszyklus der Hardware ist, desto länger wird auch der Verkauf mit den Top-Spieltiteln laufen, so Andrew House, Vizepräsident von Sony Computer Entertainment of America.
Und diser Lebenszyklus betrage bei der Playstation immerhin etwa zehn Jahre.