01.04.2004

ABFINDUNGEN

Politik mischt im Mannesmann-Prozess mit

Nach der für die Angeklagten entlastenden Zwischenbilanz im Mannesmann-Prozess hat SPD-Fraktionsvize Michael Müller das Gericht eindringlich vor einem Freispruch gewarnt:

"Wenn die Angeklagten tatsächlich freigesprochen werden, halte ich das für eine Sauerei", sagte Müller der "Berliner Zeitung". "Da muss man sich doch an den Kopf fassen."

Die Angeklagten hätten einen "immensen Schaden" angerichtet. Sie hätten nicht nur dazu beigetragen, den Traditionskonzern Mannesmann zu beseitigen, sondern auch die Kluft innerhalb der Bevölkerung zu vergrößern, sagte Müller. "Die Menschen sagen doch jetzt, die Kleinen hängt man, die Großen machen das Victory-Zeichen", sagte Müller in Anspielung auf den ersten Auftritt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor Gericht.

Zwischenbilanz

Am Mittwoch hatte die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer die seit Wochen mit Spannung erwartete Zwischenbilanz der Strafkammer gezogen.

Danach läuft vieles auf Freisprüche für alle sechs Manager und Gewerkschafter auf der Anklagebank hinaus. Nach elf Wochen hat damit die Phalanx der besten Strafverteidiger des Landes in dem spektakulären Wirtschaftsstrafprozess den von ihnen ersehnten Etappensieg errungen.

Auch wenn das Gericht in den umstrittenen Millionenprämien Verstöße gegen das Aktienrecht sieht - und damit zivilrechtlich möglicherweise neue Turbulenzen erzeugt hat: Die schwerwiegenderen strafrechtlichen Vorwürfe sind nach dem bisherigen Stand der Beweisaufnahme aus Sicht der Strafkammer unhaltbar.

Damit hat sich das Gericht sehr weit in die Richtung der Verteidiger bewegt. Dem knappen Resümee der Richterin war ein etwa zweistündiges Gespräch mit den Prozessparteien unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorangegangen.