24.03.2004

ABRECHNUNG

Gericom knapp der Insolvenz entkommen

Der erst in der Vorwoche bekannt gegebene Einstieg des deutschen Medion-Gruppe hat den oberösterreichischen Notebook-Hersteller Gericom offensichtlich vor der Insolvenz gerettet:

"Ich hätte den Weg zum Masseverwalter antreten müssen", zitiert das Magazin "Format" Gericom-Chef Hermann Oberlehner. Die Bank Austria Creditanstalt [BA-CA] hat demnach die Kreditlinien gestrichen.

Neben dem neuen Großaktionär Medion stieg nun auch KTM-Boss Stefan Pierer bei Gericom ein, schreibt das Magazin. Über seine Cross Holding erwarb er fünf Prozent an Gericom.

Schwere Vorwürfe gegen die BA-CA

Als Grund für den plötzlichen Liquiditätsengpass nennt der Gericom-Boss das Streichen der Kreditlinien durch die Großbank BA-CA. Oberlehner bezeichnet das als "betriebswirtschaftlichen Wahnsinn".

Von 30 Mio. Euro Kreditrahmen habe das Unternehmen lediglich fünf Mio. Euro ausgeschöpft. Die gesamten Bankverbindlichkeiten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 18 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote betrug 30 Prozent in Höhe von 56 Mio. Euro.

Allerdings brach der Umsatz nach vorläufigen Zahlen zuletzt um 18,2 Prozent auf 445 Mio. Euro ein. Und der Gewinn drehte von Plus 23,79 Mio. Euro auf ein Minus von 20,9 Mio. Euro.

Als einen seiner Retter nennt Oberlehner auch Erste-Bank-Vorstand Andreas Treichl, der Gericom während des finanziellen Zusammenbruchs über Wasser hielt. Den größten Beitrag lieferte aber der Elektronik-Großhändler Medion, der 24,9 Prozent am Gericom-Grundkapital zu einem günstigen - aber offiziell nicht genannten - Preis erwarb.

Ordentlicher Abschlag

Laut Insider-Schätzungen bezahlte Medion maximal 15 Mio. Euro an Oberlehners Stiftung als Eigentümerin der Aktien.

"Nachdem wir relativ rasch bei Gericom eingestiegen sind, hatten wir keine Zeit, eine Due Diligence zu machen, und haben dafür einen ordentlichen Preisabschlag vom aktuellen Börsekurs bekommen", bestätigt Medion-Finanzvorstand Christian Eigen im "Format".

Lange blieben die Millionen freilich nicht in der Stiftung geparkt, denn Oberlehners Stiftung gewährte der Gericom AG ein Gesellschafterdarlehen in Höhe des Kaufpreises zur Stärkung des Eigenkapitals.

Damit könnte er sich die Millionen jederzeit wieder zurückholen, schreibt das Magazin. Nur im Fall einer tatsächlichen Gericom-Pleite wäre das Geld weg.