18.03.2004

UNIVERSAL

Handys als Terrorwerkzeug

Vom technischen Standpunkt aus sei es beinahe unmöglich, die Zündung von Bomben mit Hilfe von Handys - wie das offenbar bei den Anschlägen in Madrid geschah - zu verhindern, berichtet das "Wall Street Journal Europe" unter Berufung auf Telekommunikations- und Sprengmittelexperten.

Kopfzerbrechen bereiten den Sicherheitsbehörden in diesem Zusammenhang auch die vielen Wertkartenhandys mit anonymen Eigentümern.

So haben die Kunden des weltweit größten Mobilfunkanbieters Vodafone zu 55 Prozent keine persönlichen Verträge mit dem Unternehmen. Der Anteil macht etwa in Ägypten 82, in Italien sogar 92 Prozent aus.

Wahrscheinlich wegen ihrer Beliebtheit bei Terroristen hat die Swisscom aber bereits letztes Jahr ihre anonymen Prepaid-Cards, die in 140 Ländern nutzbar waren, eingestellt.

Störsender als Personenschutz

Bei der Zündung von Bomben mittels eines Handys wird schlicht ein Schaltkreis, etwa der des Lautsprechers, mit dem Zünder der Bombe verbunden. Wenn ein Anruf einlangt, erfolgt die Zündung.

Die Technik eröffnet Tätern völlig neue Möglichkeiten: Sie können Tausende Kilometer vom Ort des Anschlags entfernt sein.

Die Verwendung von Handys zur Zündung von Bomben durch Terroristen sei nicht ganz neu, heißt es in der Zeitung. So habe die IRA das laut Magnus Ransdorp, Terrorismusexperte der schottischen St. Andrew's University, erfolglos versucht. Immer mehr deute darauf hin, dass Mobiltelefone auch bei den Bombenanschlägen vom 12. Mai vergangenen Jahres in Riad verwendet wurden, bei denen 35 Menschen starben.

Sicherheitsdienste versuchten weltweit, das Risiko solcher Anschläge zu minimieren, schreibt das "Wall Street Journal". So seien die Autos des pakistanischen Präsidenten Perves Muscharraf mit entsprechenden Störsendern ausgestattet.

Diese hätten anscheinend verhindert, dass im Dezember ein unter einer Brücke platzierter Sprengsatz in dem Moment gezündet wurde, als der Präsidentenkonvoi die Stelle passierte. US-Sicherheitskräfte seien für den Fall eines mutmaßlichen Bombenfundes angewiesen, keine Handy zu verwenden. Damit soll verhindert werden, dass der Zünder ausgelöst wird.