"Europameister" im Mautkassieren
Während in Deutschland der Aufbau des Mautsystems immer noch in den Sternen steht, läuft das österreichische Lkw-Mautsystem seit Anfang des Jahres im Vollbetrieb.
Im Jänner konnten bereits 50 Mio. Euro an Mauteinnahmen kassiert werden, so Mautbetreiber Europpass, Tochter der italienischen Autostrade, in einer ersten Zwischenbilanz. Bis Jahresende soll die Maut 600 Mio. Euro einspielen.
Mit nur 1,8 Prozent Mautprellern im ersten Monat sei die Mautdisziplin in Österreich von Anfang an außerordentlich hoch, zeigt sich Europpass-Chef Peter Newole zufrieden.
Starkes Interesse aus dem Ausland
Vorstellbar ist nun der Export des Know-hows in andere Länder,
die bereits ihr Interesse bekundet haben. Auch mit den deutschen
Entscheidungsträgern stehe man in Verhandlungen. Binnen eines Jahres
könnte das Mautsystem auf den deutschen Straßen installiert werden
und den Betrieb aufnehmen. Eine Vorfinanzierung würde die
Mauteinnahmen garantieren.

Kennzeichen werden fotografiert
In Österreich vertraut man bei der Maut auf das bewährte Mikrowellensystem, das bereits in zehn europäischen Ländern im Einsatz ist.
Jedes Fahrzeug mit über 3,5 Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht muss dabei registriert und mit einer so genannten Go-Box bestückt werden, die für fünf Euro an Tankstellen, Raststätten und Speditionsstandorten erhätlich ist.
Auf den 2.000 Kilometer langen österreichischen Autobahnen erfassen 422 Kontrollstellen alle passierenden Lkws und Busse. Dabei werden die Nummernschilder der Fahrzeuge fotografiert und die IDs der Go-Boxen erfasst. Laserscanner bestimmen zudem Geschwindigkeit, Länge und Bauart des Fahrzeuges.
Die so erfassten Informationen werden mit der Datenbank abgeglichen. Wird die Maut bezahlt, werden die Fotos sofort wieder gelöscht. Dieser Abgleich dauert etwa zwei Sekunden.
Spätere Ausweitung auf Pkws möglich
Pkws werden von den Mautstationen derzeit nicht ins Visier
genommen, eine künftige Ausweitung auf Pkws wäre jedoch
grundsätzlich binnen 18 Monaten technisch möglich.

5,4 Terabyte an Daten
Fehlt die Go-Box oder stimmen die Daten [etwa der Achslast] nicht mit den vorhandenen überein, werden die Bilder zur Identifikation der Mautpreller drei Monate lang gespeichert.
Die Daten der etwa zwei Millionen Maut-Transaktionen pro Tag werden zehn Jahre lang archiviert. Das Raiffeisen Informatik Zentrum verwaltet für Europpass derzeit eine Datenmenge von 5,4 Terabyte. 72 Server kommen dabei zum Einsatz. Bis 2017 rechnet man mit 80 Terabyte an archivierten Daten.
Mautzahler sollen sich so immer über ihre genauen Mautkosten informieren können.
Wie bereits in einem Fall geschehen, können die gespeicherten Daten aber nicht nur zu Mautzwecken, sondern auch der Strafverfolgung dienen. Die Autobahngesellschaft ASFINAG muss die Transaktionensdaten auf Gerichtsbeschluss herausgeben.
Ende Jänner hat die Staatsanwaltschaft die ASFINAG erstmals ermächtigt, diese Daten freizugeben, um einen nach einem Verkehrsunfall flüchtigen Lkw-Fahrer zu stellen.
