PC-Hersteller drängen in TV-Gerätemarkt
Flachbild-Fernseher sind derzeit neben Digicams und DVD-Rekordern die Quotenbringer für die Unterhaltungselektronik-Industrie.
Die Branche kämpft seit Jahren mit fallenden Margen und setzt daher Flachbildschirme & Co. Doch auch die PC-Industrie hat diesen aufstrebenden Markt entdeckt und will ihn selbst besetzen.
Zusammen mit Herstellern von Signalverarbeitungs-Halbleitern betreten sie den Unterhaltungselektronik-Markt durch die Hintertür. Mit ihrer Expertise in punkto Flachdisplays und flacher Distributionshierarchie drängen PC-Hersteller wie Dell und Gateway in den jungen Markt.
Vor allem Dell sorgt in der Branche für Aufsehen. Indem das Unternehmen sein Businessmodell für PCs auf den TV-Gerätemarkt überträgt, kann es die begehrten Flachbild-Fernseher günstiger als die Konkurrenz anbieten.
Günstigere Modelle
Dell hat rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 2003 LCD-Fernseher
mit Bildiagonalen zwischen 43 und 76 Zentimetern auf den Markt
gebracht. Alle sind 20 bis 30 Prozent billiger als vergleichbare
Geräte der großen Unterhaltungselektronikgiganten.

Gateway bietet Flachbild-Fernseher seit 2002 an
Vor allem die niedrigen Distributionskosten machen die Tiefpreise möglich. Laut Ross Young, Chef des Marktforschungsinstituts DisplaySearch, betragen die Kosten für die Produktion eines LCD-Fernsehers mit 76 Zentimetern Bilddiagonale 2.200 USD. Dell verlangt für sein Modell 2.800 USD.
Der PC-Hersteller Gateway bietet bereits seit längerem Plasma- und LCD-TV-Geräte an. HP will demnächst seine eigenen Modelle vorstellen. Auch Motorola hat seine Absicht angekündigt, am TV-Gerätemarkt zu reüssieren.
Während Dell noch keine Verkaufszahlen bekanntgibt, erzählt Gateway gerne seine TV-Erfolgsstory. Gleich nach dem Markteintritt im November 2002 konnte Gateway in den USA auf Anhieb einen Marktanteil von zehn Prozent bei Plasma-TV-Geräten erreichen. Im Juni 2003 betrug der Marktanteil bereits 30 Prozent.
Das Geschäft wird zunehmend über Fernabsatz abgewickelt: sowohl Online- als auch Telefonbestellungen nehmen seit Mitte 2003 rasant zu.
DisplaySearch geht davon aus, dass heuer rund 18 Prozent aller Flachbild-Fernseher von PC-Herstellern produziert werden. Bis zum Jahr 2007 soll dieser Anteil auf 30 Prozent steigen. In den US- und europäischen Märkten könnte der Anteil sogar noch höher liegen, so das Unternehmen.

Signalverarbeitung durch Dritthersteller
Der heilige Gral des TV-Gerätegeschäfts, die Signalverarbeitungshardware, liegt noch bei den alteingesessenen Geräteherstellern. Doch im Digitalbereich gibt es bereits mehrere anerkannte Firmen wie US Genesis Microchip oder US Pixelworks, die ihre Signalverarbeitungsbausteine an PC-Hersteller verkaufen.
Diese Unternehmen verkaufen ihr Wissen bereits an andere Hersteller von Flachbild-Fernsehern, wie etwa Sharp oder Samsung. Darüber hinaus wird erwartet, dass auch Unternehmen wie ATI oder Broadcom in den Markt mit Signalverarbeitungschips [LSI] einsteigen werden.