2004 wird Boomjahr für Chips
Nach der schwersten Krise in ihrer Geschichte und einer Durststrecke von fast drei Jahren steht die Halbleiterindustrie angeblich vor einem neuen Boomjahr.
"Der Höhepunkt dürfte beim Wachstum im Jahr 2004 liegen - 2005 oder 2006 werden wir ihn dann im Umsatzvolumen sehen", sagt Karsten Iltgen von der deutschen Bank WestLB.
Zwar rechnen manche seiner Kollegen bereits für Anfang 2005 mit dem Beginn der nächsten Flaute in der stark zyklischen Branche. Doch keiner zweifelt daran, dass die Industrie im kommenden Jahr deutlich zweistellige Wachstumsraten aufweisen wird.
So gehen etwa die Marktforscher von Gartner Dataquest 2004 von einem Anstieg der Branchenumsätze um über 20 Prozent auf dann 210 Milliarden USD [rund 172 Mrd. Euro] aus.
Manche Analysten sehen sogar ein Plus von 25 Prozent - damit käme die Branche fast an den Rekordumsatz von 222 Milliarden USD im Millenniumsjahr heran.
Oktober: Weltweiter Chipabsatz mit RekordwachstumAngebot wird knapp
In den Jahren 2001 und 2002 hatte die Halbleiterindustrie den schwersten Einbruch in ihrer rund 50-jährigen Geschichte erlebt: Die Preise für Komponenten waren zum Teil um mehr als 70 Prozent eingebrochen.
2003 zogen die Umsätze dann langsam wieder an und Branchenvertreter wie Infineon und Hynix schrieben erstmals nach jahrelangen massiven Verlusten wieder schwarze Zahlen. "Ich glaube, man kommt nicht umhin, derzeit von einem Aufschwung in der Branche zu sprechen", hatte Infineon-Chef Ulrich Schumacher schließlich im Oktober gesagt.
"Die Branche wird im kommenden Jahr von zwei Faktoren profitieren", sagt Halbleiter-Analyst Günther Hollfelder von der HVB. "Die Kapazitätsauslastung ist bereits sehr hoch und zugleich steigt die Nachfrage kräftig an."
Das damit relativ knappe Angebot werde zumindest im kommenden Jahr noch nicht durch zusätzliche Kapazitäten ausgeglichen, denn die gesamte Branche habe zuletzt unterdurchschnittlich investiert.
Vor diesem Hintergrund dürften die Chipanbieter 2004 auch weitaus bessere Karten bei der Preisgestaltung haben. "Ich denke, dass sich hier die Position der Halbleiterkonzerne im kommenden Jahr deutlich verbessert", sagt Hollfelder.
Nach wie vor wird fast jeder zweite Chip in einem PC, einer Workstation oder einem Server verbaut. 2004 dürfte hier die Nachfrage - getrieben durch die Region China und die weiterhin hohe Nachfrage nach Laptops - im zweistelligen Prozentbereich zulegen. Auch die 2003 noch spürbare deutliche Zurückhaltung der Unternehmen bei ihren Ausgaben für Informations- und Telekommunikationstechnologie dürfte nachlassen.
