YouTube mokiert sich über US-Militär

18.05.2007

Mit Unverständnis reagiert YouTube auf die Sperre seines Angebots durch US-Militärs: "Sie sagen, es ist ein Bandbreitenproblem - dabei haben sie das Internet erfunden." Während YouTube alles daransetzt, die Sperre aufzuheben, bringt das US-Militär auf YouTube eigene Videos unters Volk.

YouTube-Chef Chad Hurley glaubt offenbar nicht, dass die Sorge um Bandbreite das US-Militär dazu bewegt hat, den Zugang zu Video-Websites wie YouTube auf sämtlichen Rechnern im Pentagon-Netzwerk zu blocken.

"Sie haben das Internet erfunden, ich weiß also nicht, wo das Problem liegt", so Hurley lachend gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Er äußerte seine Zweifel daran, dass YouTube das mächtige Netzwerk des Pentagons wirklich in die Knie zwingen könnte.

US-Militär bringt eigene Videos auf YouTube

Die Sperre kam selbst für YouTube überraschend: Erst wenige Tage zuvor startete das US-Militär auf der Video-Sharing-Website einen eigenen Kanal, in dem Videos aus dem Irak aus einer "Boots on the ground"-Perspektive gezeigt werden - also aus der Sicht der Soldaten.

Das Pentagon sperrte diese Woche den Zugang zu Websites wie YouTube und MySpace, über die US-Soldaten an der Front unter anderem Kontakt mit ihren Familien halten. Als Grund nannte das Pentagon in einer Pressekonferenz die Sorge um die Bandbreite des Netzwerks des US-Militärs.

YouTube will sich Zensur beugen

Hurley wie auch Technikchef Steve Chen und die Firmensprecherin bemühten sich zu betonen, dass YouTube alles versuche, dem wahren Problem auf die Spur zu kommen, um es dann zu beseitigen und wieder für Pentagon-Rechner nutzbar zu werden.

YouTube und die anderen gesperrten Websites versuchen laut Chen, mit dem Pentagon Kontakt aufzunehmen, "um herauszfinden, was es braucht, damit YouTube erreichbar bleibt".

Auch eigene Filter zur Kontrolle der abrufbaren Inhalte würde YouTube dafür installieren, so Chen.

YouTube entfernt laut eigenen Angaben bereits Inhalte, die gegen die eigenen Grundsätze, gewalttätige Inhalte nicht zu zeigen, verstoßen - darunter auch Angriffe auf US-Militärs oder Zivilisten im Irak.

Imageprobleme direkt von der Front

Der Krieg im Irak ist nach Vietnam eine der größten Niederlagen für die US-Regierung und das Militär. Aus dem geplanten schnellen Einmarsch und der Eroberung entwickelte sich ein Straßenkampf, der auf beiden Seiten täglich neue Opfer fordert.

Mittlerweile wird auch die Kritik in den USA selbst immer lauter, unterfüttert von Material direkt von der Front, verbreitet über Kanäle wie MySpace oder eben YouTube.

Zwischen Zensur und Meinungsfreiheit

Die irakische Regierung hat zuletzt Reportern Bildaufnahmen von Bombenangriffen verboten. Private Aufnahmen auf YouTube könnten damit einer der wenigen Wege sein, sich doch noch ein eigenes Bild von den Auswirkungen machen zu können.

Für YouTube eine Zwickmühle: "Viele stoßen sich daran, wenn wir ein Video offline stellen, aber es missfällt auch vielen, wenn wir es oben lassen", so Chen.

(AP)