Autoindustrie belebt Chipmarkt
Nachdem der PC und zuletzt die Handyindustrie treibende Kraft des Chipmarktes darstellten, wird nach Ansicht von Experten die Autoindustrie den nächsten entscheidenden Anstoss geben.
Traditionellerweise haben die Autohersteller nur reife Technologie eingesetzt, da die Funktionsfähigkeit von Autos über Menschenleben entscheidet. Dadurch waren sie eher die letzten, die neue Technologien adoptiert haben.
Dies soll sich in Zukunft ändern. Mehrere Autohersteller verstärken derzeit ihre Forschungsaktivitäten am Chipsektor. Generell wird erwartet, dass künftig ähnlich der PC- und Handyindustrie auch die Autohersteller eine führende Entwicklerrolle einnehmen werden.
Lange Entwicklungszeiten
Informationstechnologie für Auto muss einer Qualitätsstufe
ähnlich wie bei Flugzeugen entsprechen, während die Preise denen von
Unterhaltungselektronik angepasst sein sollten. Darüber hinaus
dauert eine Entwicklungsperiode nicht selten bis zu vier Jahre,
während dieser kein Umsatz erzielt werden kann. Dies hat dazu
geführt, dass viele Firmen vor einer Chipentwicklung für die
Autoindustrie zurückschreckten.

Chiphersteller bauen Autochips
Doch die Sichtweisen ändern sich. Sharp hat kürzlich den Automarkt zum ersten Mal beschnuppert und einen CMOS-Sensor entwickelt, der über eine dynamische Range von 140 dB verfügt. Dieser Highend-Bildchip soll die Sicht des Fahrers unterstützen und 2005 zum Einsatz kommen.
NEC Electronics entwickelt bereits seit 30 Jahren für die Autoindustrie und ist von den positiven Nebeneffekten für Produkte anderer Kategorien überzeugt. STMicroelectronics verkauft Chips für elektrische Autokomponenten und Navigationssysteme.
Matsushita Electric Industries forscht derzeit an Siliziumkarbid-Geräten [SiC]. SiC wurde speziell für Autos entwickelt, da es bei Temperaturen von mehr als 120 Grad Celsius funktionstüchtig bleibt und Stromstärken von bis zu 1.000 Ampere verträgt. Damit ist das Material ideal für Autos, die mit Brennstoffzellen betrieben werden.
Autonome Fahrentscheidungen
Der Trend geht aber auch dahin, dass Autohersteller die Entwicklung selbst in die Hand nehmen. Vorreiter ist Toyota, die auf diesem Gebiet bisweilen mit der Universität von Tokyo zusammenarbeiten. Toyota besitzt bereits eine eigene Chipfabrik, in der hauptsächlich Testserien von brandneuen Chips hergestellt werden. Hauptziel des Unternehmens ist, fahrerunterstützende Systeme zu entwickeln. Auch autonom und automatisch agierende Systeme, die umliegende Autos, Passanten, Sperrlinien, Verkehrszeichen usw. erkennen, stehen am Forschungsplan.
Auto-Chipmarkt überholt PC-Chipmarkt
Toyotas Ziel ist, die Zahl der Unfälle bis 2020 auf die Hälfte zu verringern. Dazu sollen die Autos in einen "elektrischen Kokon" gesteckt werden - hunderte Sensoren liefern Unmengen von Informationen, die in Echtzeit in Fahrentscheidungen umgesetzt und über Lenkung und Bremsen weitergegeben werden.
Die Chipindustrie konzentriert sich derzeit verstärkt auf den Automarkt. Das Nomura Securities Financial Research Center geht davon aus, dass der Marktanteil von Autochips am Halbleitermarkt den der PC-Chips im Jahr 2008 oder 2009 überholt - selbst bei konservativen Schätzungen. Dies bedeutet, dass die Karten neu verteilt werden. Anders als bei PC-Chips sind die Marktanteile weniger klar verteilt.
Die Top 10 Hersteller machen nur 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus, selbst der Marktführer, Motorola, besitzt derzeit nur 10 Prozent Marktanteil.