03.07.2003

ANTRAG

Open Source für Wiens Verwaltung

Nachdem sich München als erste deutsche Großstadt für den Umstieg auf die Open-Source-Software Linux und somit gegen das marktdominierende Microsoft-Betriebssystem entschieden hat, werden nun auch in Österreich erste Forderungen nach der quelloffenen Windows-Alternative laut.

"Raus aus der Abhängigkeit, eine offene Stadt braucht offene Softwarestandards," formulierte Marie Ringler von den Grünen am Donnerstag die Forderung im Rahmen einer Pressekonferenz.

Nur so könne man eine Softwarevielfalt gegen das Quasi-Monopol von Microsoft sichern.

In einem im Juni im Wiener Landtag eingebrachten Antrag wird eine Prüfung des Umstiegs der Stadtverwaltung auf Open Source verlangt.

Ein Drittel Kostenersparnis

Eine Umstellung nach dem Vorbild Münchens sei nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich wünschenswert, sagte Friedrich Kofler, Initiator der Internet-Plattform "OpenSource.co.at" und Bundesfinanzreferent der Grünen.

Nicht nur in der Anschaffung, sondern auch langfristig im laufenden Betrieb komme die offene Software günstiger.

So rechne München etwa bei seinen 14.000 Arbeitsplätzen mit Umstellungskosten von etwa 30 Mio. Euro. Die Hälfte fällt dabei auf den Schulungsbereich.

Im ersten Jahr komme die Stadt der Umstieg auf Linux demnach teurer, nach fünf Jahren seien die Kosten im Vergleich mit Windows-Produkten in etwa gleich hoch, doch nach zehn Jahren seien schließlich Ersparnisse in Höhe von 25 bis 30 Prozent zu verbuchen.

Die Stadt Wien solle sich deshalb von kurzfristigen Microsoft-Rabatten nicht blenden lassen, sondern in die bessere und entwicklungsfähigere Alternative investieren, so Ringler.

Überlegen in puncto Datensicherheit

In der Wiener Stadtverwaltung, deren 70.000 Mitarbeiter auf über 10.000 PCs arbeiten, kommen derzeit noch die veralteten Windows-Versionen 95 und NT zum Einsatz. Durch die Einstellung der technischen Unterstützung für Windows NT, wird eine Umstellung des Betriebssystems demnächst notwendig.

Ein Großteil der Server der Stadt läuft schon jetzt mit quelloffener Software wie Linux und BSD, eine Ausweitung auf den Arbeitsplatzbereich könnte nun geprüft werden.

Linux-Software habe sich zur ernsthaften MS-Alternative gemausert und biete etwa mit OpenOffice gleiche Desktop-Anwendungsmöglichkeiten, nur eben ohne teure Lizenzgebühren, so Kofler weiter.

Mit einem Umstieg könnte Wien die Kontrolle über Anwendungen und die Produktzyklen zurückbekommen. Auch hinsichtlich der Datensicherheit biete Linux eine weit höhere Resistenz gegen Viren und Hacker.