SAP verschiebt Wartungsgebührenerhöhung
Der Software-Konzern SAP hat sich im monatelangen Streit mit seinen Kunden um höhere Wartungsgebühren eine Atempause verschafft. Die Entscheidung wurde vertagt.
Die Entscheidung über die ursprünglich für dieses Jahr geplante Anbebung der Kosten für die Aktualisierung von SAP-Programmen werde auf Anfang kommenden Jahres verschoben, teilte der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware am Dienstag in Walldorf bei Heidelberg mit.
Ob und in welchem Umfang die Wartungsgebühren dann Anfang kommenden Jahres nachträglich für 2009 angehoben werden, wollte SAP nicht sagen. Zunächst solle eine gemeinsam mit Nutzern durchgeführte Untersuchung über die von SAP geleisteten Wartungsdienste ausgewertet werden.
Erhöhung bei Mehrwert für Kunden
Die ersten Ergebnisse zeigten, dass die Kunden von dem erweiterten Serviceangebot profitierten. SAP hatte die stufenweise Erhöhung der Wartungsgebühren auf zunächst 18,6 Prozent von bisher 17 Prozent vom Verkaufspreis der Software von einem solchen Mehrwert für die Kunden abhängig gemacht. Viele deutsche SAP-Kunden, vor allem aus dem Mittelstand, hatten moniert, der umfangreichere Service sei überdimensioniert.
"Nehmen Bedenken der Kunden ernst"
Mit der Verschiebung der Entscheidung über die Gebührenanhebung geht SAP erneut auf die Kunden zu, die gegen die Erhöhung Sturm gelaufen waren. SAP nehme die "Bedenken der Kunden und den Druck auf deren IT-Budgets gerade in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ernst", teilte der Konzern mit, der gemeinsam mit Oracle, Microsoft sowie vielen kleinen Anbietern wie Sage und Lexware um den Verkauf neuer Software-Lizenzen bei den Firmenkunden buhlt.
SAP will mit Oracle gleichziehen
Die Wartung und Aktualisierung von Software ist für die Anbieter ein lukratives Geschäft und sichert für mehrere Jahre weitgehend stabile Einnahmen, während der Software-Verkauf stärker schwankt. Nach vielen Jahren ohne Preiserhöhung hatte SAP im vergangenen Jahr angekündigt, die Preisschraube für die Wartung anzuziehen. Innerhalb von vier weiteren Jahren sollen die Wartungskosten auf 22 Prozent der Software-Lizenzpreise steigen. Damit will SAP unter anderem mit Oracle gleichziehen. Der Datenbankspezialist verlangt von seinen Kunden für die Software-Wartung ebenso viel und ist deshalb rentabler.
Vorwurf des Missbrauchs der Marktmacht
Bei der Wartung werden Software-Fehler ausgeräumt und gesetzliche Änderungen eingearbeitet. Zahlreiche Unternehmen hatten SAP Missbrauch seiner Marktmacht vorgeworfen, da die Firmen auf eine einwandfrei laufende Software zur Steuerung von Einkauf, Personal, Absatz und Strategie angewiesen sind. Ein schneller Wechsel des Software- und Wartungsanbieters ist in der Regel für sie nicht möglich.
Keine Erhöhung für österreichische Kunden
Wie eine Sprecherin von SAP Österreich gegenüber ORF.at sagte, wird es für heimische SAP-Kunden keine Erhöhung der Wartungsgebühren geben, auch nicht nachträglich. "Die Kunden mit Enterprise-Support-Verträgen der SAP Österreich werden das gesamte Jahr 2010 wie bisher den Pflegesatz von 18,36 Prozent bezahlen", so das Unternehmen.
(Reuters)
