Siemens: Schaden verdoppelt

affäre
12.12.2006

420 Mio. Euro in "zweifelhaften" Transaktionen

Der Schaden durch Korruption und Untreue bei Siemens ist offenbar deutlich höher als bisher angenommen. Siemens schätze Transaktionen von 420 Mio. Euro als zweifelhaft ein, sagte Finanzchef Joe Kaeser am Dienstag vor Journalisten in München.

Deshalb sei diese Summe nicht steuerlich absetzbar und die Bilanz des Konzerns habe nach unten korrigiert werden müssen. Bisher war das Unternehmen von einer Schadenssumme in Höhe von zirka 200 Millionen Euro ausgegangen.

"Sicherungen außer Kraft"

Der ehemalige Siemens-Chef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer sagte, "eine Gruppe von Mitarbeitern hat sich zusammengeschlossen, um alle Sicherungen außer Kraft zu setzen".

Siemens habe die US-Anwaltskanzlei Debevoise beauftragt, die Vorgänge in der ehemaligen Siemens-Sparte ICN zu prüfen, aber auch, "ob auch in anderen Bereichen entsprechende Sachverhalte eingetreten sind", sagte von Pierer.

Neuer Chef der Anti-Korruptionsabteilung

Die Berufung der Kanzlei und anderer Prüfer zeige, "dass Vorstand und Aufsichtsrat entschlossen sind, diesem Spuk der Korruption bei uns wirklich ein Ende zu machen". Zum neuen Leiter der Siemens-Anti-Korruptionsabteilung wurde der Stuttgarter Oberstaatsanwalt Daniel Noa berufen.

Von Pierer betonte zugleich, er sehe keinen Anlass, aus der Affäre persönliche Konsequenzen zu ziehen. Er habe als Vorstandschef eine Fülle von Sicherungen gegen Korruption eingebaut und Regeln verschärft. Jetzt wolle er mit allem Nachdruck für Aufklärung und Abhilfe sorgen.

(APA | AP | futurezone)