Skandal drückt auf Siemens-Gewinne

affäre
12.12.2006

100 Mio. Euro weniger; starker Zuwachs in China

Die Korruptionsaffäre verhagelt Siemens zumindest vorübergehend die Geschäftszahlen. Am späten Montagabend verkündete Deutschlands größter Elektrokonzern auf Grund der Affäre eine Korrektur seiner jüngsten Ergebnisse.

Als Folge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gehe man für die vergangenen Jahre von einem um 168 Millionen Euro höheren Steueraufwand aus, teilte Siemens mit. Als Folge musste der Konzern seinen zum 30. September bekannt gegebenen Gewinn des Geschäftsjahres 2005/06 auf 3,033 Milliarden Euro nach unten korrigieren. In den vorläufigen Zahlen hatte Siemens 3,106 Milliarden Euro angegeben.

Vorläufige Zahlen

Der Konzern musste offen lassen, ob damit alle Belastungen aus der Affäre abgedeckt sind. "Nach jetzigem Stand ist das die Summe, die wir nennen können", sagte ein Sprecher. Siemens habe nach bestem Wissen die Zahlen geprüft.

Die Führung von Siemens erklärte, man sei sehr betroffen von der Affäre. "Siemens duldet absolut kein ungesetzliches oder regelwidriges Verhalten von Mitarbeitern. Hier gibt es keinerlei Toleranz", sagte Vorstandschef Klaus Kleinfeld.

In den kommenden Wochen und Monaten will Siemens nun seine Kontrollsysteme auf den Prüfstand stellen. Eine internationale Anwaltskanzlei und der Mitbegründer von Transparency International, Michael J. Hershman, sollen helfen, die Kontrollsysteme zu verbessern. Die Anti-Korruptionsagentur Transparency International hatte vergangene Woche angekündigt, Siemens aus der Organisation ausschließen zu wollen.

Manager weiter in Haft

Die Münchner Staatsanwaltschaft verdächtigt rund ein Dutzend Beschuldigte, etwa 200 Millionen Euro von Siemens in schwarze Kassen transferiert zu haben. Unter den Beschuldigten befinden sich auch zwei ehemalige Bereichsvorstände der Siemens-Festnetzsparte Com. Einer von ihnen sitzt wie auch andere Beschuldigte in Haft.

Mit dem unterschlagenen Geld sollen Schmiergelder für Auslandsaufträge bezahlt worden sein. Eine Prüfung der Bücher ergab nun als Folge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen für die vergangenen Jahre einen zusätzlichen Steueraufwand von 168 Millionen Euro. Wenn zum Beispiel der Empfänger einer Provisionszahlung nicht klar nachgewiesen werden kann, kann die Ausgabe nicht von der Steuer abgesetzt werden.

Starkes Wachstum in China

Unterdessen meldet Siemens ein starkes Wachstum seiner Geschäfte in China. Der Umsatz sei im vergangenen Jahr um 37 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Peking mit. Damit wachse Siemens schneller als seine Wettbewerber, so Richard Hausmann, China-Chef des Elektrokonzerns.

Siemens hat 2006 in China 8.000 Arbeitsplätze geschaffen und beschäftigt in der Volksrepublik mittlerweile 43.000 Menschen.

(dpa | futurezone)