Gutes Kino-Jahr trotz Piraterie
Am Dienstag hat die deutsche Filmindustrie lautstark auf die negativen Auswirkungen der Piraterie aufmerksam gemacht.
Ein Blick auf die deutschen Kinozahlen des Jahres 2002 lässt dieses Lamento jedoch in einem anderen Licht erscheinen. Nach eigenen Angaben haben die Kinos zwar nicht das Rekordjahr 2001 übertroffen, aber dennoch ein sehr respektables Ergebnis hingelegt, nämlich das zweitbeste [seit der Wende].
Nicht einbezogen sind in diese Daten natürlich die Zweitverwertungszahlen, die einen nicht unerheblichen Teil der Einkommen für die Filmindustrie darstellen.
Die Filmwirtschaft beklagt Riesenverluste der Branche, weil nach ihren Angaben ein "massenweiser Filmdiebstahl" durch Raubkopieren um sich greift.

Hochwasser und schwache Konjunktur
Demnach haben die deutschen Kinos im Jahr 2002 einen Besucherrückgang von acht Prozent erlebt, was angesichts der schwachen Konjunktur, des Hochwassers im August und der fehlenden Kassenschlager laut Studie als nicht verwunderlich anzusehen ist.
Mit 163,9 Millionen verkauften Eintrittskarten und 960,1 Millionen Euro Gesamterlös fiel der Umsatz jedoch nur um 2,8 Prozent geringer als im Vorjahr aus.
Dies sei laut der Studie hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die durchschnittlichen Preise von 5,55 auf 5,86 Euro angestiegen sind.
Fehlende Blockbuster
Vor allem das Fehlen von echten Kassenschlagern wird für den
Rückgang verantwortlich gemacht. Die meistgesehensten Filme waren im
letzten Jahr "Harry Potter 2", "Ice Age" sowie die ersten beiden
Teile von "Herr der Ringe".

Besucherzahlen nach Altersgruppe
Auch das Argument, dass durch das Herunterladen von Filmen aus dem Netz, vor allem von Personen zwischen zehn und 29 Jahren, weniger Besucher in die Kinos kommen, ist so laut Studie nicht ganz haltbar.
Den stärksten Besucherrückgang erlebte die Gruppe der 30- bis 39-Jährigen, die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen erlebte weniger Verlust, die der 25- bis 29-Jährigen kaum und die Besucherzahl der 16- bis 19-Jährigen stieg sogar an, sie avancierten somit zur drittstärksten Gruppe.
Laut Studie wurden zudem nur zwei Prozent der befragten Personen durch das Internet bzw. SMS oder E-Mail auf einen Film aufmerksam. Die Studie schließt daraus, dass diesem Markt "somit derzeit als Aufmerksamkeitsquelle für Kinofilme noch keine bedeutende Rolle zukommt".
Die Studie
Die Untersuchung stützt sich wiederum auf eine Umfrage der
Gesellschaft für Konsumforschung [GfK]. Das Panel umfasst 20.000
Teilnehmer und soll repräsentativ für 63,2 Millionen deutsche
Privatpersonen stehen, wobei weder Kinder unter zehn Jahren noch
ausländische Mitbürger sowie Personen, die ständig auf Reisen sind
oder deren Bewegungsfreiheit vorübergehend eingeschränkt ist,
erfasst wurden. Diese Zahlen wurden durch "qualifizierte
Schätzungen" des Verhaltens von Kindern und ausländischen
Kinobesuchern ergänzt.
