© APA/Harald Schneider, Betriebsratschef Michael Kolek

TA auf Konfrontationskurs mit Betriebsrat

KRISE
20.11.2008

Bei der Telekom Austria (TA) stehen die Zeichen in Sachen Personalabbau auf Sturm: Während der Betriebsrat dem TA-Management Mobbing und "Steinzeitmethoden" vorwirft, prüft die TA eine Klage wegen rufschädigender Aussagen.

Wiederholt hat TA-Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Michael Kolek der TA-Führung vorgeworfen, die Belegschaftsvertreter nicht zeitgerecht und ausreichend über die Sparpläne informiert zu haben beziehungsweise Terminanfragen unbeantwortet zu lassen.

Diese Behauptung sei unwahr, erklärte der TA-Vorstand am Mittwochabend in einer Aussendung. So habe Kolek eine Woche vor der Aufsichtsratssitzung am 27. Oktober alle Unterlagen über die geplanten Maßnahmen für die Aufsichtsratssitzung erhalten. Weiters sei für den 27. November ein Termin mit dem Vorstand ausgemacht worden, den Kolek schriftlich bestätigt habe.

"Wir haben kein Verständnis"

Diese und weitere Aussagen - so wirft Kolek dem Vorstand unter anderem Mobbing zum Zweck der Selbstkündigung der Mitarbeiter vor - seien rufschädigend, so die TA. Sie will nun rechtliche Schritte prüfen, wie TA-Sprecher Martin Bredl auf Anfrage von ORF.at bestätigte.

"Wir haben kein Verständnis für rufschädigende Aussagen", so Bredl. Der TA-Vorstand habe konstant über den geplanten Personalabbau kommuniziert, auch der Betriebsrat sei zeitgerecht und umfassend informiert worden. Anfang September habe es etwa eine Tour durch die Bundesländer gegeben, bei der die Mitarbeiter vor Ort und im Beisein von Kolek über die Pläne informiert worden sein.

Keine Arbeit mehr

Der Betriebsrat habe seinerseits eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten der Beamten verhindert, so Bredl, somit könnten etwa 400 ausgeschriebene Arbeitsstellen intern nicht nachbesetzt werden.

Die Arbeitsplätze der bis Ende 2009 1.250 freigestellten Beamten werde es ab dann hingegen nicht mehr geben, so Bredl. Diese würden aufgrund von Umstrukturierung und Effizienzsteigerungen schlicht wegfallen. Bereits bis Ende 2008 sollen 400 TA-Mitarbeiter freigestellt werden, der Rest, sobald die Umorganisation fertig sei. Die bei der TA beschäftigten Leasingkräfte seien wiederum für die Abdeckung von Spitzenzeiten erfoderlich.

Eine immer wieder kolportierte Beamtenagentur wäre eine "Unterstützung" für die aktuellen Maßnahmen, so Bredl, an einer Trennung des Festnetzes vom Mobilfunk habe der Vorstand allerdings kein Interesse.

Betriebsrat verwundert und gelassen

Kolek wiederum wies Bredls Aussagen von sich und zeigte sich angesichts der Prüfung gelassen: "Ich sage prinzipiell nichts, was ich nicht beweisen kann." Zudem sei er sehr verwundert, dass er von der Prüfung aus den Medien erfahren habe und nicht direkt informiert wurde. Er sei über die aktuelle Kommunikationsstruktur des Unternehmens sehr verwundert und finde es schade, dass man so weit kommen müsse, dass man einem Betriebsrat eine Klage androhe.

Die Informationstour durch die Bundesländer habe zwar stattgefunden, so Kolek, allerdings habe er nur bei den Terminen mit der jeweiligen Personalvertretung teilgenommen. Parallel dazu gab es eine Informationstour für die Führungskräfte, allerdings ohne ihn.

Keine konkreten Zahlen genannt

Kolek bekräftigte auf Nachfrage seine Aussagen, dass der Personalvertretung bis heute keine konkreten Aussagen direkt kommuniziert wurden. Er kenne nur die Zahlen aus dem Aufsichtsrat und auch dort seien keine konkreten Zahlen genannt worden. Wie die TA-Führung auf die 1.250 freizustellenden Beamte komme, sei ihm ein Rätsel, auch, weil 100 bereits ausgesprochene Freistellungen per E-Mail auch schon wieder zurückgenommen wurden. Die 400 freien Stellen würde er ebenfalls gerne sehen, so Kolek weiter.

Der Vorwurf, dass der Betriebsrat eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten für Beamte verhindert habe, sei insofern nicht gerechtfertigt, als bereits heute Beamte je nach Arbeitsbereich unterschiedliche Arbeitszeiten hätten. Für eine weitere Ausdehnung habe der Betriebsrat eine wirtschaftliche Begründung gefordert, die er bisher nicht erhalten habe.

Der Termin mit dem Vorstand nächste Woche sei außerdem auf sein Betreiben zustande gekommen, erklärte Kolek, der darauf beharrt, dass er bisher keine fixe Zusage erhalten habe. Auch habe es keine wöchentlichen Gespräche gegeben.

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