"F" wie Feldzug gegen Games
Das amerikanische National Institute on Media and the Family [NIMF] hat seinen neuesten Jugendschutzbericht für die Unterhaltungssoftwarebranche in den USA vorgelegt.
Der Report stellt sowohl Industrie als auch Handel wegen zu großer Nachlässigkeiten beim Jugendschutz schlechteteste Noten aus. Insgesamt wurde die Branche mit einem "F" bewertet, einem "Fünfer."
Auch das Entertainment Software Rating Board [ESRB] kam bei dem Report nicht gut weg. Trotz der in den letzten Jahren vollzogenen Nachbesserungen bei der Alterseinstufung von Computer- und Videospielen, würden immer noch zu viele Spiele nicht altersgemäß hoch genug eingestuft.
Kindersicherung für Konsolen
Der Bericht weist nicht nur Vorwürfe auf, sondern gibt auch
konkrete Anweisungen. "Microsoft hat angekündigt, eine
Kindersicherung in ihre Spielekonsole Xbox zu integrieren. Wir rufen
Sony Computer Entertainment und Nintendo dazu auf, diesem Beispiel
zu folgen."

BMX XXX hat zuviele "X"
Die Gründe für die schlechte Benotung seien vor allem die Zunahme von gewalttätigen Spielen.
Besonders herausgestrichen in dem Report wird "Grand Theft Auto 3" und sein Nachfolger "Vice City". Die NIMF kritisiert daran vor allem die Darstellung und Misshandlung von Frauen sowie "brutale Morde als Unterhaltungselement."
Aber auch Acclaim bekam für seinen Spieletitel "BMX XXX" Kritik zu hören. In diesem Fall sei es unverständlich, dass der Spieletitel vom ESRB nicht mit der Altersfreigabe "AO" [Adults Only] bewertet wurde.
US-Verkaufsboykott
BMX XXX ist ein Spiel bei dem nackte Tatsachen nicht zu kurz
kommen und wo gelegentlich heftig geflucht wird. Erfüllt man fleißig
seine Aufträge wird man in regelmäßigen Abständen mit erotischen
Zwischensequenzen von realen Stripperinnen oder kopulierenden rosa
Pudeln "belohnt". Einige US-Handelsketten weigerten sich das Spiel
zu verkaufen. Acclaim fühlte sich missverstanden, reichte aber
bereinigte Versionen für die PS2 nach, Xbox- und GameCube-Versionen
blieben in der ursprünglichen Form.

Handel zu wenig geschult
Vorwürfe gegen das ESRB gab es auch hinsichtlich der schlechten Schulung des Verkaufspersonals. In einer Telefonumfrage des Instituts gaben nur 77 Prozent der Händler an, das derzeitige Ratingsystem zu verstehen. Mögliche Dunkelziffern wurden nicht erwähnt.
Im vergangenen Jahr seien es noch 88 Prozent gewesen. Mit einem "F" wurde der Handel hinsichtlich der Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen bewertet. Nur 70 Prozent aller Geschäfte würden sich konsequent an die vorgegebenen Alterseinstufungen halten.
Vor allem der gestiegene Realismus in den Spielen durch verbesserte Technologien sei ein Faktor, der von der Industrie nicht beachtet werde.
Schlecht informierte Eltern
Einig sind sich Kritiker und Hersteller nur in einem: Dass die Rolle der Eltern bei der Auswahl der Spiele viel größer sei als von den Eltern selbst wahrgenommen wird. Viele Eltern wüssten nicht einmal, dass es Rating-Systeme für Videogames überhaupt gibt.
Die Empfehlungen des NIMF
Der Bericht des National Institute umfasst auch zwei Spielelisten mit Empfehlungen an die Eltern. Zu den Top 10 derjenigen Spiele, die Eltern für ihre Kinder auf keinen Fall kaufen sollten, gehören "BMX XXX", "Grand Theft Auto: Vice City", "Dead To Rights", "Blood Rayne", "Run Like Hell", "Hunter - The Reckoning", "Hitman 2 - Silent Assassin", "TimeSplitters" und "Whacked!".
Zu den "Good Games" gehören "Animal Crossing", "Sly Cooper and the Thievius Raccoonus", "Super Mario World: Super Mario Advance 2", "Harry Potter und die Kammer des Schreckens", "RollerCoaster Tycoon", "Mario Party 4", "I Spy Challenger", " Ty The Tasmanian Tiger", "Yoshi's Island: Super Mario Advance 3" und "Blinx - The Time Sweeper".