28.10.2002

SIGNALWIRKUNG

Bildquelle: fuZo

EM.TV-Gründer Haffa vor Gericht

Er war das Symbol für den Aufstieg und Fall des Neuen Markts: Kein anderer ist höher geflogen und tiefer gefallen als Thomas Haffa, der Gründer und ehemalige Vorstandschef des Medienunternehmens EM.TV.

Am 4. November steht der einst gefeierte Sonnyboy noch einmal im Rampenlicht. Als erster Manager eines Neue-Markt-Unternehmens muss sich Haffa zusammen mit seinem Bruder wegen Kursbetrugs vor Gericht verantworten.

Das Duo soll den Kurs der EM.TV-Aktie im Boomjahr 2000 mit haltlosen Prognosen in die Höhe getrieben haben. Den einstigen Börsenlieblingen drohen mehrere Jahre Gefängnis.

Signalwirkung auf dem Neuen Markt

Für Aktionärsschützer hat der erste Prozess nach der Serie der Skandale auf dem Neuen Markt Signalwirkung. "Alle Unternehmen, die noch Leichen im Keller haben, werden jetzt anfangen zu zittern", sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Der Ausgang der Strafprozesse sei auch für die vielen Aktionäre von Bedeutung, die durch betrügerische Manager ein Vermögen an der Börse verloren hätten. "Wenn die Haffas verurteilt werden, steigen die Chancen auf Schadenersatz erheblich." Zum Teil hatten die Richter die Schadenersatz-Verfahren ausgesetzt, um die Entscheidungen der Strafprozesse in München abzuwarten.

Verluste statt Gewinnen

Ende 2000 musste EM.TV statt des erwarteten Gewinns schließlich einen Verlust bekannt geben. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte daraufhin von einem Höchststand über 100 Euro ins Bodenlose. Zuletzt dümpelte die Aktie bei weniger als einem Euro. Etliche Anleger verloren durch den Kurssturz ein Vermögen. Mitte vergangen Jahres traten die Haffas von ihren Posten zurück.

Die Haffa-Brüder sind nach Worten von Bergdolt in puncto Dreistigkeit nur von dem einstigen Chef des Telematik-Unternehmens ComROAD, Bodo Schnabel, überboten worden.