10.09.2002

EUROPA

Bildquelle: Mot

Trend zu "virtuellen Mobilfunkern"

Das Akronym MVNO [Mobile Virtual Network Operator] beschreibt, salopp ausgedrückt, einen Untermieter in einem Mobilfunknetz der unter eigener Marke die Mobilfunkdienste anbietet.

Dafür hat sich der Anbieter in ein bestehendes Netz eines Konkurrenzunternehmens eingemietet, über das die Kunden versorgt werden. Während in anderen Erdteilen dieses Geschäftsmodell viele Anhänger gefunden hat, waren MVNOs in Europa bislang eher spärlich gesät.

Dies dürfte sich aber bald ändern, wie aus einer Studie des Londoner Telco-Consulters Tarifica hervorgeht.

Schneeballeffekt

Im Kern sieht die Studie einen Schneeballeffekt. Gibt es in einem Markt erst einmal einen "Untermieter", der dem "Vermieter" ja zusätzlichen Umsatz beschert, werden die anderen Netzbetreiber dazu gedrängt, ihre Infrastruktur ebenfalls zu vermieten, um den Wettbewerbsnachteil des fehlenden Umsatzes auszugleichen.

Dieser Trend hat sich auch in Österreich manifestiert. Nachdem One und Tele2 im August ihre Kooperation bekannt gegeben haben, ist nun auch offiziell, dass der im März startende UMTS-Anbieter "3" [Hutchison] außerhalb des eigenen Versorgungsbereiches das GSM-Netz der Mobilkom nutzen wird [National Roaming].

BEN erwartet 40 Prozent Umsatz durch MVNO

In der Studie konstatiert Tarifica einen beginnenden Stimmungswandel bei europäischen Netzbetreibern bezüglich der Aufnahme von Untermietern. Allerdings werde der Prozess länger dauern, da die meisten Anbieter bislang noch keine eigenen Großhandels-Abteilungen hätten.

Lediglich im SMS-Bereich sei Großhandel bereits gang und gäbe, ansonsten warteten die Mobilfunker eher auf MVNOs, anstatt aktiv auf potenzielle Bewerber zuzugehen.

Der niederländische Netzbetreiber BEN erwartet laut Tarifica, binnen fünf Jahren bereits 40 Prozent des Umsatzes als "Großhändler" zu generieren.