Trend zu "virtuellen Mobilfunkern"
Das Akronym MVNO [Mobile Virtual Network Operator] beschreibt, salopp ausgedrückt, einen Untermieter in einem Mobilfunknetz der unter eigener Marke die Mobilfunkdienste anbietet.
Dafür hat sich der Anbieter in ein bestehendes Netz eines Konkurrenzunternehmens eingemietet, über das die Kunden versorgt werden. Während in anderen Erdteilen dieses Geschäftsmodell viele Anhänger gefunden hat, waren MVNOs in Europa bislang eher spärlich gesät.
Dies dürfte sich aber bald ändern, wie aus einer Studie des Londoner Telco-Consulters Tarifica hervorgeht.
Vorreiter in AT: Tele2 und One
Mitte August hatten One und Tele2 den Abschluss eines
MVNO-Vertrages offiziell verkündet. Tele2 [Vorwahl 0688] will noch
heuer starten, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu verpassen.

Schneeballeffekt
Im Kern sieht die Studie einen Schneeballeffekt. Gibt es in einem Markt erst einmal einen "Untermieter", der dem "Vermieter" ja zusätzlichen Umsatz beschert, werden die anderen Netzbetreiber dazu gedrängt, ihre Infrastruktur ebenfalls zu vermieten, um den Wettbewerbsnachteil des fehlenden Umsatzes auszugleichen.
Dieser Trend hat sich auch in Österreich manifestiert. Nachdem One und Tele2 im August ihre Kooperation bekannt gegeben haben, ist nun auch offiziell, dass der im März startende UMTS-Anbieter "3" [Hutchison] außerhalb des eigenen Versorgungsbereiches das GSM-Netz der Mobilkom nutzen wird [National Roaming].
Auch wenn Hutchison bisweilen derartige Pläne dementiert hatte, war klar, dass 3 einen Partner brauchen würde, der außerhalb der begrenzten UMTS-Netzversorgung den 3-Kunden sein GSM-Netz zur Verfügung stellen würde. Am Dienstag wurde schließlich die Vertragsunterzeichnung zwischen Hutchison 3G und der Mobilkom offiziell bestätigt.

BEN erwartet 40 Prozent Umsatz durch MVNO
In der Studie konstatiert Tarifica einen beginnenden Stimmungswandel bei europäischen Netzbetreibern bezüglich der Aufnahme von Untermietern. Allerdings werde der Prozess länger dauern, da die meisten Anbieter bislang noch keine eigenen Großhandels-Abteilungen hätten.
Lediglich im SMS-Bereich sei Großhandel bereits gang und gäbe, ansonsten warteten die Mobilfunker eher auf MVNOs, anstatt aktiv auf potenzielle Bewerber zuzugehen.
Der niederländische Netzbetreiber BEN erwartet laut Tarifica, binnen fünf Jahren bereits 40 Prozent des Umsatzes als "Großhändler" zu generieren.
Erfolg ist nicht garantiert
In einer zweiten Studie wird untersucht, warum beispielsweise in
Singapur und Hongkong virtuelle Netzbetreiber den Markt wieder
verlassen müssen. Als Ursachen sieht man nicht das Scheitern des
Businessmodells an sich. Vielmehr käme es, wie auch in anderen
Bereichen, darauf an, den richtigen Mix aus eigener Marke,
Kundenstamm und Marketing zu finden.
