Noch mehr Troubles für AOL Time Warner
Bei AOL Time Warner stehen offenbar weitere Wertberichtigungen an, ungewiss ist nur ihr Zeitpunkt.
Es sei "verfrüht und unangemessen" eine Sonderbelastung durch Abschreibungen wegen Wertverlusten zum jetzigen Zeitpunkt durchzuführen, erklärte eine Firmensprecherin der Agentur Bloomberg.
Man werde den Wert des "Goodwill" - des Unterschieds zwischen bezahltem Preis und dem augenblicklichen Marktwert - jedes Assets von AOL Time Warner im vierten Quartal überprüfen, hieß es.
Die Aktien waren am Freitag aus Angst vor weiteren großen Wertberichtigungen eingebrochen: minus 9,31 Prozent auf 12,76 Dollar.

Das Anzeigengeschäft
Die US-Börsenaufsicht SEC untersucht die Online-Anzeigengeschäfte von America Online, nachdem das Unternehmen kürzlich eingeräumt hatte, dass drei Transaktionen im Gesamtwert von 49 Millionen Dollar [50,5 Mio. Euro] falsch verbucht worden sein könnten. Zwei davon beziehen sich auf die maroden Telkos WorldCom und Qwest International.
AOL Time Warner hatte im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wegen Abschreibungen mit 54,2 Mrd. Dollar den größten Quartalsverlust der US-Geschichte verbucht.
Der "Goodwill" der AOL-Vermögenswerte sei allerdings in diesem Jahr um 7,1 Mrd. Dollar auf 34,8 Mrd. Dollar erhöht, als die Firma die Hälfte von AOL Europe von Bertelsmann kaufte, berichtet Bloomberg.

5,9 Milliarden allein für Netscape
AOL Time Warner habe 6,75 Mrd. Dollar für den Bertelsmann-Anteil an AOL Europe gezahlt. Ein Analyst bezeichnete diesen Preis als empörend, dieser Betrag müsse abgeschrieben werden.
America Online hatte vor der Time-Warner-Akquisition auch mehr als ein Dutzend anderer Unternehmen gekauft und allein für Netscape 5,9 Mrd. Dollar bezahlt.
Am Freitag wurde berichtet, Topmanager des Medienkonzerns stünden im Verdacht, sich illegal mit Aktienverkäufen bereichert zu haben. 15 Führungskräfte, darunter AOL-Gründer Steve Case und der jetzige Vorstandschef Richard Parsons, sollen danach zwischen Februar und Juni 2001 Aktien des fusionierten Medienkonzerns verkauft und dabei 500 Mio. Dollar verdient haben.
