EU zeigt sich wirtschaftsfreundlich
Die EU-Kommission hat keine Einwände gegen die Übernahme von Compaq durch den Konkurrenten Hewlett-Packard.
Die Transaktion mit einem Wert von 25 Milliarden Dollar [28,3 Mrd Euro] versetze HP nicht in die Lage, Preise zu diktieren, teilte die Behörde am Donnerstag nach einer einmonatigen Standardprüfung in Brüssel mit.
Vorhaben dieser Größe werden meist wesentlich länger von der Kommission untersucht.
Die US-Unternehmen wollen den nach IBM zweitgrößten Informationstechnik-Konzern der Welt schaffen. Bei PCs gebe es in Europa ausreichend starke Konkurrenten wie IBM, Dell und Fujitsu-Siemens, berichtete die Kommission. Auch bei Servern habe der neue Konzern ausreichend Konkurrenz. Bei Druckern, wo die Unternehmen nach früheren Branchenangaben gemeinsam auf erhebliche Anteile kommen, werde HP nicht in der Lage sein, Konkurrenten auszuschalten, sagte die Kommission weiter.
Elefantenhochzeit auf dem PC-MarktBrüssel zeigt sich wirtschaftsfreundlich
Die Prüfung in Brüssel hatte auch eine politische Komponente. Die EU-Kommission zeigte nach Einschätzung von Brüsseler Beobachtern, dass sie Großfusionen problemlos und schnell billigen kann.
Erst im vergangenen Jahr hatte die Kommission mit dem Veto gegen den Zusammenschluss der US-Konzerne General Electric und Honeywell transatlantische Spannungen ausgelöst.
Trotz Dauer-Lobbyings verbot die EU-Kommission den geplanten Zusammenschluss wegen massiver Wettbewerbsbedenken.
Die Brüsseler Kommissare hatten sich vor ihrer umstrittenen General-Electric-Entscheidung auch nicht durch kritische Kommentare des US-Präsidenten George W. Bush einschüchtern lassen.
EU- vs. US-KartellpolitikUmgekehrte Situation
Nach dem Verbot der Fusion von General Electric und Honeywell waren Beobachter noch davon ausgegangen, dass die EU-Kommission und nicht die US-Behörden für HP und Compaq die schwierigste Hürde darstellen würde.
Diese Situation stellt sich jetzt allerdings genau umgekehrt dar: Während das Okay aus Brüssel überraschend schnell kam, wird die Übernahme durch eine Untersuchung der US-Kartellbehörde zumindest deutlich verzögert. Die Kartellwächter der Federal Trade Comission [FTC] hatten im November zusätzliche Informationen angefordert.
Daneben stellt der massive Einspruch der Gründerfamilien der beiden Unternehmen ein weiteres bedeutendes Hinderniss dar. Die Familien versuchen derzeit, die Aktionäre dazu zu bewegen, gegen die Fusion zu stimmen.
HP fürchtet vor allem Brüssel
