Weblogs als News-Quelle für Zeitungen
Waren bisher die Welten der Blogger und der klassischen Medien streng getrennt bzw. standen einander eher misstrauisch gegenüber, sollen Blogger nun direkt für Zeitungen arbeiten.
Mit Blogburst will der US-Anbieter Pluck Schlagzeilen und Postings aus Weblogs in Tageszeitungen wie "Washington Post", "San Francisco Chronicle", "Houston Chronicle", "Austin American-Statesman" und "San Antonio Express" einbringen.
600 Blogger sollen fundierte Kommentare zu Themen wie Reisen, Technologie, Essen, Unterhaltung, Lokalem sowie Frauenthemen liefern - Bereiche, in denen Herausgeber vielleicht nicht genügend Personal haben, so der Chef von Pluck, Dave Panos.
Er glaubt, dass bis Jahresende Hunderte Zeitungen auf sein Service zurückgreifen werden.
Mehr Leser und mehr Werbung
Im Gegenzug erhalten die Blogger – vorerst noch – kein Geld, aber einen neuen Einzugskreis für ihr Weblog und damit auch neue Leser. Dafür können sie über Werbeeinschaltungen auf ihren Weblogs Geld verdienen.
Derzeit ist das Angebot noch in einer Testphase, danach sollen die Blogger auch Kompensationen für die Zugriffe und den dadurch erzeugten Traffic auf ihre Website erhalten.
Qualität der Inhalte wird geprüft
Um die Qualität der Inhalte zu sichern, sichten Blugburst-Mitarbeiter zuerst die angemeldeten Weblogs und beurteilen, ob sie zu den gewünschten Themen passen bzw. ob Kriterien wie "familienfreundliche Sprache und Inhalte" und "intelligenter Schreibstil" erfüllt werden. Voraussetzung für die Mitarbeit ist zudem ein Blog in englischer Sprache und inhaltlicher Ausrichtung auf US-Amerikaner.
Die Herausgeber der Zeitungen können dann aus einem Pool an Blogs und Postings die für sie notwendigen bzw. interessanten Inhalte herausfiltern und sie online und in der Printausgabe publizieren. Mit den passenden Inhalten könnten sie so auch neue Werbekunden bzw. mehr Werbung für sich gewinnen.
Derzeit sind bei Blogburst Blogs wie Micro Persuasion, Finslippy und Teen Fashionista vertreten.
Der Einfluss von Weblogs
Über den wahren Einfluss von Weblogs wird seit ihrer Entstehung diskutiert. Eine Gallup-Umfrage zeigte jüngst, dass in den USA die Leserzahl stagniert und Weblogs eine sehr untergeordnete Rolle spielen.
Nur wenige Blogger üben mit ihren Internet-Aufzeichnungen echten Einfluss aus – wie etwa der Fall des deutschen Werbebloggers, der sich gegen Heidi Klums Vater wehren musste.
Allerdings werden Weblogs oft unterschätzt - vor allem von Journalisten, so eine These bei den Frankfurter Journalistentagen.
Immer mehr Firmen nutzen Blogs auch für eigene Marketing-Zwecke. Einige Blogger lassen sich für ihre Dienste direkt anwerben oder bezahlen.
Zeitungen verlieren an Einfluss
Für die Zeitungen ist die Ausweitung ihrer "Quellen" auf Blogs auch eine Überlebensfrage.
Laut einer Studie des US-Instituts Pew Research Center bleibt Fernsehen zwar die primäre Informationsquelle - 60 Prozent der US-Bürger sehen regelmäßig die TV-Nachrichten -, das Internet holt aber beachtlich auf. Zwischen 23 und 43 Prozent, je nach Internet-Verbindung, holen sich ihren täglichen Nachrichtenüberblick im Internet.
Verstärkte Einbindung von Usern
In gedruckten Lokalzeitungen blättern laut der Studie hingegen nur noch 27 Prozent der unter 36-Jährigen regelmäßig, zu überregionalen Blättern greifen gar nur zwölf Prozent.
Zeitungen müssen auf die Herausforderung durch das Internet reagieren. Dabei gelten die aktive Einbindung der Leser und der Aufbau von Online-Communitys als Rezept gegen sinkende Auflagenzahlen.
Auch geht der Trend vom reinen Konsumieren hin zur aktiven Mitgestaltung - also User-generierte Inhalte wie eben Weblogs.
(futurezone | AP)
