28.11.1999

ESTABLISHMENT

Bildquelle: linux/waldt

Linux-Firmen als Global Player

Die Etablierung von Linux als ernst zu nehmende System-Konkurrenz zwingt sowohl den Softwaremarkt als auch die Linuxfirmen zu einschneidenden Änderungen. Etablierte Softeware-Firmen sehen ihre Zukunft in der Gegenwart der Linux-Distributoren [Verlagerung des Geschäfts zu Serviceleistungen], die Open-Source-Unternehmen sind derzeit dabei, ihre Rolle im globalen Business zu definieren.

Die Entwicklung Red Hats als momentan größter Linux-Firma zeigt die Chancen und Risiken dieses Prozesses: Als das Unternehmen im August an die Börse ging, waren seine Notierungen 14 Dollar wert, bis Mitte November stiegen sie auf über 100 Dollar. Und nach dem Beginn der erwarteten Einkaufstour [Übernahme von Cygnus] verdoppelte sich der Wert bis vergangenen Freitag noch einmal auf 213,5 Dollar.

Aber während die Börse klar auf Red Hat setzt als die Firma, die aus einem freien Betriebssystem Gewinne zieht, ist alles andere als klar, wie dies genau geschehen soll.

Derzeit scheint es für Red Hat drei grundsätzliche Entwicklungs-Optionen zu geben, die auch durchaus parallel verfolgt werden können: Wachstum im bisherigen Tätigkeitsfeld, also vor allem Service für Business-Kunden, den Transfer des Betriebssystems auf neue Formate wie Handhelds und die Entwicklung in Richtung Desktop-System, also eine drastische Steigerung der Bedienungsfreundlichkeit.

Auf seinem angestammten Geschäftsfeld hat Red Hat allerdings Konkurrenz, die zwar nicht annähernd über dieselbe Kriegskasse verfügt, aber strategisch besser positioniert ist.

Durch die Übernahme von Cygnus haben Spekulationen über den Einstieg in den Handheld-Markt Auftrieb bekommen: Das "embedded Cygnus Operating System" [eCos] könnte sich zu einer echten Konkurrenz für 3Coms Palm OS und Windows CE entwicklen.

Aus der Geschäftsperspektive wäre dies vor allem deshalb interessant, weil Lizenzverträge mit Hardwareherstellern eine feste Einnahmequelle wären, wobei Red Hat im Gegensatz zum Service-Business keine austauschbaren Leistungen anbieten würde.