Trojanisches Pferd Pentium III
Einen zentralen Punkt in Franck Leprevosts Studie "Encryption and cryptosystems in electronic surveillance" für das STOA-Komitee der Europäischen Union [siehe Link ganz unten], die heute dem Komitee präsentiert wurde, nimmt die umstrittene Seriennummer [PSN] von Intels Pentium III ein.
Diese angeblich für den Einsatz im E-Commerce-Bereich vorgesehene Nummer ist trotz erbitterten Widerstands von Datenschützern Anfang des Jahres in alle Pentium-III-Prozessoren implementiert worden.

Besonderen Argwohn erregte die vehemente Unterstützung der US-Regierung für die Pläne Intels. Vize-Präsident Al Gore hatte im Jänner die Seriennummer als wahres Wundermittel zur Ankurbelung des E-Commerce gepriesen.

NSA und FBI sollen befragt werden
Angesichts der Risiken, dass diese Seriennummer für elektronische Überwachungszwecke missbraucht werden könnte, empfiehlt die Studie den betreffenden Komitees des Europäischen Parlaments, Kontakt mit den US-Behörden aufzunehmen.
Vor allem die National Security Agency und das FBI sollen über ihre Rolle bei der Implementierung der Seriennummer Auskunft geben.
Parallel dazu soll eine Gruppe unabhängiger Experten "so schnell wie möglich" eine genaue Abschätzung der Risiken vornehmen, die mit dieser Seriennummer verbunden sind: vornehmlich Überwachung, aber auch mögliche Fälschungen durch Dritte.

Handelsblockade in Erwägung ziehen
Je nach Ergebnis sollen die EU-Komitees gesetzliche Maßnahmen erwägen, um zu verhindern, dass mit Seriennummern ausgestattete Chips an europäische Abnehmer geliefert werden.
Deaktiviert, reaktiviert
Nach weltweiten Boykott-Aufrufen und Protesten erklärte der
Chiphersteller, die Seriennummer per Default zu deaktivieren. Ein
Team der deutschen Fachzeitschrift "c't" wies umgehend nach, dass
die Nummer auch nach Deaktivierung relativ einfach auszulesen ist.
