Mannesmann erwirbt 75 Prozent an Orange
Der Düsseldorfer Mannesmann-Konzern hat knapp 75 Prozent der Anteile an dem britischen Mobilfunkbetreiber Orange übernommen. Mannesmann teilte am Dienstag mit, für 74,86 Prozent der Orange-Eigner sei das Übernahmeangebot angenommen worden.
Die freien Aktionäre von Orange hätten bis auf weiteres die Möglichkeit, ihre Aktien gegen Mannesmann-Papiere zu tauschen. Mit der Übernahme der Anteile wird Mannesmann eigenen Angaben zufolge mit 21 Millionen Kunden zum größten europäischen Mobilfunkbetreiber. Die Übernahme von Orange steht noch unter dem Vorbehalt der EU-Kommission.
Mannesmann & Orange
Orange soll im mobilen Daten- und Internetgeschäft die Marktführerschaft von Mannesmann ausbauen, gab der deutsche Konzern weiters bekannt. Die Einführung von orange.net solle die Internet-Aktivitäten von D2 WAP und Omnitel 2000 ergänzen. Durch die Zusammenführung mit Orange könne Mannesmann nun in Belgien, Österreich und der Schweiz seine Präsenz stärken.
Übernahmeschlacht gegen Vodafone
Für den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone bedeutet die Übernahme von Orange durch Mannesmann eine Erschwernis für die geplante feindliche Übernahme von Mannesmann.
Vodafone will Mannesmann gegen den Widerstand von Management und Belegschaft für umgerechnet 242,5 Milliarden DM in eigenen Aktien übernehmen. Die Mannesmann-Aktionäre sollen demnach 53,7
Vodafone-Aktien je Anteilsschein erhalten. Sollte die Übernahme glücken, entstünde ein Weltkonzern mit mehr als 42 Millionen
Mobilfunkkunden. In diesem Fall müsste Orange jedenfalls aus kartellrechtlichen Gründen wieder abgestoßen werden.
Proteste gegen feindliche Übernahmepläne
Rund tausend Mannesmann-Betriebsräte aus ganz Deutschland sind am Dienstagvormittag in Düsseldorf zu einer Protestveranstaltung gegen die feindlichen Übernahmepläne des britisch-amerikanischen Mobilfunkkonzerns Vodafone-AirTouch zusammengekommen. Bei ihrem Treffen in der Düsseldorfer Philipps-Halle machten sie mit Plakat-Slogans wie "Auch Haie können sich überfressen" und "Mannesmann - not for sale" gegen das Vorhaben von Vodafone-Chef Chris Gent Front. Als Redner wurden unter anderem Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD), IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und der Betriebsratsvorsitzende von Mannesmann, Jürgen Ladberg, erwartet.
Die Mannesmann AG hat heute ihre Zwischenergebnisse bekannt gegeben. Das Unternehmen hat seinen Gewinn aus der
Telekommunikation in den ersten neun Monaten 1999 um 332 Millionen Euro auf 1,061 Milliarden Euro gesteigert. Damit trug diese Sparte den Löwenanteil zum Betriebsergebnis des Konzerns in Höhe von 1,113 Milliarden Euro bei.
Die geplante Abspaltung der industriellen Geschäftsbereiche soll beschleunigt werden. Außerdem soll der Börsengang der zusammenzufassenden Sparten Maschinenbau und
Automobilzulieferung [MEA] schneller vonstatten gehen. Ziel sei unter anderem, Mannesmann als reines Telekommunikationsunternehmen zu positionieren und daher den Anteil an MEA im Jahr 2000 auf unter 50 Prozent zu verringern.
Vodafone-Brief
Vodafone erklärte, die Übernahme von Mannesmann solle keine Arbeitsplätze im Düsseldorfer Konzern gefährden. In dem am
Dienstag von Vodafone verbreiteten Brief des Vorstandschefs heißt es, der Zusammenschluss werde nicht mit einem
Arbeitsplatzabbau verbunden sein. Das gelte für die Telekommunikation ebenso wie für die industriellen Geschäftsbereiche von Mannesmann. Letztere wolle Vodafone an die Börse bringen. Man werde sie nicht an Dritte verkaufen, heißt es in dem Brief. Die Mannesmann AG werde ihren Sitz weiterhin in Düsseldorf haben.