Sammelklage gegen Microsoft geplant
Microsoft steht eine Sammelklage bevor, mit der sich Millionen kalifornischer Verbraucher und Unternehmen gegen angeblich überhöhte Monopolpreise wehren wollen. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf drei Anwälte, die die Klage gegen den Softwareriesen vorbereiten. Dem Bericht zufolge könnte im Gefolge der Kartellrechtsaktion des US-Justizministeriums möglicherweise eine Klageflut gegen die Firma folgen.
Sammelklage
In der Sammelklage soll Microsoft beschuldigt werden, seine Monopolstellung bei Betriebssystem-Software ausgenutzt zu haben, um den Käufern von Windows 95 und Windows 98 zu hohe Preise verrechnet zu haben. In der Klage würden keine Schätzungen über die finanziellen Schäden gemacht, die den Windows-Benutzern entstanden seien, berichtete die Zeitung. Die Anwälte verlangten jedoch die Verdreifachung der Schadenssumme, falls eine finanzielle Schädigung der Verbraucher festgestellt werden sollte.
Milliarden an Schadenersatzforderungen
Verbraucher-Sammelklagen könnten Microsoft potenziell Hunderte von Millionen Dollar oder gar Milliarden in Schadenersatzforderungen kosten, erklärten Rechtsexperten der Zeitung. Ein Anwalt verglich sie mit den amerikanischen Klagen gegen Tabak-Konzerne. Die Klage gegen Microsoft soll am Montag in einem Gericht in San Francisco eingereicht werden. Die Zahl der in der Sammelklage erfassten Windows-Benutzer wird nicht genannt. Rechtsanwalt Terry Gross schätzte sie jedoch nach Darstellung des Blattes in Kalifornien auf mindestens zehn Millionen.
Entscheidung nächstes Jahr
Die mögliche Flut von Privatklagen könnte zusätzlichen Druck auf Microsoft ausüben, die laufende Kartellklage in Washington beizulegen. Das amerikanische Justizministerium und 19 US- Bundesstaaten hatten Microsoft in einer seit 18 Monaten laufenden Kartellklage wettbewerbswidriger Methoden beschuldigt.
Der zuständige Richter Thomas Penfield Jackson in Washington hatte in einer Fallübersicht Microsoft als Monopol bezeichnet, dessen wettbewerbswidrige Geschäftsmethoden Innovationen behindert und den Konsumenten geschadet hätten. Außerdem hatte Jackson festgestellt, dass Microsoft auch dann noch einen erheblichen Gewinn machen würde, wenn das Unternehmen sein Hauptprodukt "Windows 98" für 49 Dollar statt der derzeit verlangten 89 Dollar verkaufen würde.
Eine endgültige Entscheidung, ob das Verhalten von Microsoft gegen das amerikanische Kartellrecht verstößt, will der Richter im kommenden Jahr vorlegen. Er muss dann entscheiden, ob und wie Microsoft bestraft wird. Das Unternehmen wird im Fall einer Niederlage mit Sicherheit in Berufung gehen. Jackson hatte am vergangenen Freitag den angesehenen Richter Richard A. Posner als Schlichter zwischen Microsoft und dem US-Justizministerium sowie den klagenden US-Bundesstaaten eingesetzt. Posner soll eine außergerichtliche Lösung der Kartellklage anstreben.
Die Kartellklage, die zu einer Aufspaltung von Microsoft oder zu anderen drastischen Maßnahmen gegen den weltgrößten Softwarekonzern führen könnte, läuft aber an dem Gericht in Washington weiter.