Ein "Simputer" für die Dritte Welt
Zwei Jahre Entwicklungszeit hat das indische Unternehmen Simputer Trust aufgewendet um einen Computer zu entwickeln, der auch für Menschen in Entwicklungsländern erschwinglich sein soll.
Allein in Indien leben zwar mehr als eine Milliarde Menschen - die wenigsten von ihnen haben aber einen Zugang zum Netz, denn im ganzen Land gibt es nicht mehr als fünf Millionen Computer.
Ganz leicht war das Unterfangen nicht, denn der Import von teurer Hard- oder Softwarebestandteile schied von vorneherein aus. Das Ergebnis der Bemühungen ist ein einfacher Computer für die breiten Massen oder wie ihn die Entwickler nennen, der "Simputer".
1998 hatte die Regierung in New Delhi einige Wissenschaftler und Ingenieure mit der Aufgabe betraut, ein einfaches Gerät zu entwickeln, das einen Beitrag zur Überwindung der digitalen Kluft zwischen Nord und Süd leisten könnte.
Indische Premier im NetzTouchscreen, Sprachausgabe, Schrifterkennung
Der "Simputer" verfügt über einen Intel Prozessor, 32 MB RAM- sowie 16 MB-Flash-Speicher. Als Betriebssystem kommt Linux zum Einsatz. Das Gerät verfügt darüber hinaus über einen berührungssensitiven Touchscreen, integrierte Sprachausgabe sowie ein Schrifterkennungsprogramm, einem nachgebauten Klon des patentgeschützten Xerox-Programms, dass in Palm Pilots zum Einsatz kommt.
Einen funktionsfähigen Telefonanschluss vorausgesetzt, ermöglicht das rund 200 Dollar [rund 3.100 ATS] teure Gerät auch den Zugriff auf Web und E-Mail. Ob der Simputer zur Überwindung der digitalen Kluft beitragen kann, wird ganz sicher auch davon abhängen, inwieweit das Projekt in Hinkunft gefördert wird.
Lincos: Mit dem HighTech-Container in den Busch
Auch die private Initiative "Little Intelligent Communities" [Lincos] will verhindern, dass die Dritte Welt den Anschluss ans Informationszeitalter nicht verliert.
Sie will Dritte-Welt-Länder mit modernen Kommunikationsmitteln wie Telefonen und Internet-Anschlüssen ausstatten. Das Rezept klingt relativ einfach: Ausrangierte Schiffscontainer, überspannt mit einem wetterfesten Baldachin aus Segeltuch und mit High-Tech-Geräten, Satellitenschüsseln und Solarzellen ausgestattet, werden in armen, unterentwickelten Gemeinden aufgestellt.
Im Innern der blechernen Infobox verbergen sich Faxgeräte, Telefone, Videorekorder, Internet-Zugang und sogar Telemedizin und ein Minilabor für Boden- und Luftproben.
"Menschen, die vielleicht noch nie in ihrem Leben ein Telefon oder einen Computer gesehen haben, erhalten plötzlich Zugang zu den jüngsten Segnungen des Informationszeitalters", erklärte der Planungsleiter bei Lincos, Franklin Hernandez-Castro. "Wir haben die industrielle Revolution verpasst, doch bei der IT-Revolution rechnen wir uns gute Chancen aus, mitzumischen."
Lincos-NetEntwicklungsländer als potenzieller Absatzmarkt
Bisher beteiligen sich Unternehmen wie Microsoft, Hewlett-Packard, Intel, Agilent Technologies oder Motorola an der Aktion.
Schließlich sind die Entwicklungsländer auf lange Sicht ein nicht zu unterschätzender Absatzmarkt. So steuern sie nicht nur Know-how und Technologien bei, sondern übernehmen zum Teil auch die Kosten.
"Wir sind in diesem Stadium des Projektes auf jede Unterstützung angewiesen", erklärt Hernandez-Castro. In Deutschland machte er sich daher erst vor Kurzem auf Sponsorensuche. "Natürlich machen die Firmen das nicht aus reiner Nächstenliebe. Ich weiß aber auch, dass es das Projekt ohne die Hilfe der Unternehmen nicht geben würde."
In San Marcos de Tarrazu in Costa Rica, wo man vor gut anderthalb Jahren den ersten Lincos-Prototyp installierte, zeigen sich verblüffende Erfolge: Dank der neuen Perspektiven durch die Technologie, konnte die dort ungewöhnlich hohe Selbstmordrate bei Jugendlichen drastisch reduziert werden, berichtete Hernandez-Castro.