28.02.2001

DEUTSCHLAND

Bildquelle: AB

Erster großer Dot.com mit Betriebsrat

Die Berliner Multimedifirma Pixelpark, die zu Bertelsmann gehört, wird als erstes Großunternehmen der deutschen Internet-Wirtschaft einen Betriebsrat bekommen, der die Interessen der Mitarbeiter gegenüber der Unternehmensleitung vertreten soll.

Damit wird Pixelpark-Chef und Unternehmensgründer Paulus Neef bei den geplanten Umstrukturierungen, mit denen die seit Jahren defizitären Ergebnisse gewendet werden sollen, erstmals ein Verhandlungspartner aus den Reihen der organisierten Belegschaft gegenüberstehen.

Chaotenhaufen

Die für Ende April oder Anfang Mai erwartete Gründung des Pixelpark-Betriebsrates geht am Freitag mit der Wahl eines Wahlvorstandes in die erste Runde.

Sie ist auch für die etablierten deutschen Gewerkschaften völliges Neuland. Connexx.av ist der Name der gewerkschaftlichen Vertretung für Medienschaffende, die sich bei Pixelpark nun auch in die Branche der Internet-Kreativen vorwagt.

"Wir sind auch ein Chaotenhaufen, der von den etablierten Gewerkschaften skeptisch beobachtet wird", räumt Wille Barz von Connexx.av ein, der den Pixelpark-Betriebsrat initiierte.

Rückschläge

Die bisherigen Ansätze organisierter Mitarbeitervertretung in Unternehmen der New Economy sind nicht eben ermutigend. Betriebsratsgründungen in Call-Centern scheiterten.

Mitarbeiter, die sich offen für eine Gewerkschaftstätigkeit interessiert hatten, hielten nur wenige Stunden nach dem Outing die Kündigung in den Händen.

"Wir distanzieren uns von einem solchen Vorgehen", betont aber Pixelpark-Sprecherin Sabine Heymann. "Grundsätzlich sind wie ein junges und weltoffenes Unternehmen, das einem solchen Thema offen gegenübersteht."

Zeitrahmen

Bis alle gesetzlichen Bedingungen für die Betriebsratswahl bei Pixelpark erfüllt sind, wird es voraussichtlich Ende April oder Anfang Mai werden.

Wille Barz von Connexx.av sieht darin nur den Anfang einer nicht aufzuhaltenden Entwicklung: "Die Betriebsratswahl bei Pixelpark hat weit über die Grenzen Berlins hinaus Auswirkungen." Bundesweit gebe es bereits "zahlreiche Anfragen aus weiteren Firmen der New Economy".