Sun ONE tritt gegen Microsofts .NET an
Sun-Chef Scott McNealy hat in San Francisco mit dem Sun Open Net Environment [Sun ONE] das Gegenstück zu Microsofts .NET-Initiative vorgestellt. Sun ONE bietet Entwicklerumgebung, Tools und Applikationen und setzt auf Java.
Sun Microsystems beansprucht für sich, die Idee der webbasierten Services als eines der ersten Unternehmen der IT-Branche verfolgt zu haben. Sieben Jahre ist Sun nach eigenen Angaben bereits mit der Entwicklung von Web-Services beschäftigt, sagte McNealy.
Dass man jetzt nach Microsoft, IBM, Hewlett-Packard und Oracle als eines der letzten Unternehmen den Schleier lüftet, wurde von Analysten bereits als "zu langsam" kritisiert.
Scott McNealy wollte das nicht auf sich sitzen lassen und war schon äußerlich bemüht, den Eindruck eines Softwareentwicklers zu vermitteln: Er betrat die Bühne deshalb mit Baseball-Kappe und einem langen, falschen Pferdeschwanz im Nacken und kündigte eine wahre "Explosion" von neuen Services im Web an. Der Zeitpunkt der Explosion ist allerdings undurchsichtig.

Zeithorizont
Sun spricht von einem Zweijahresplan und will bis 2002 die ONE-Software fertig haben. Auch bei Microsoft sind die .NET-Produkte mehr oder minder noch im Betastadium.
Die Ära des Browsers als "Textbetrachter" sei mit Sun ONE vorbei. Sun setzt für die Entwicklung der Services auf Java.
Wie bei Konkurrent Microsoft soll XML für die Plattformunabhängigkeit der Web-Services sorgen. Laut Sun-Präsident Ed Zander steckt hinter Sun ONE eine Drei-Milliarden-Dollar-Investition und das Potenzial von 10.000 Mitarbeitern in Entwicklung und Support.
Mit den Internet-Strategien der Unternehmen hat die Konkurrenz zwischen Sun und Microsoft ein neues Level erreicht. Sun spöttelt über Microsoft.NET als .NOT und antwortet in einem offenen Brief ["How to .com"] auf Fragen zur .NET-Strategie.
Sun ONE bietet, vergleichbar der Microsoft-.NET-Initiative, fertige Services für den E-Commerce an. Entwickler sollen mit dem "Sun ONE Webtop Technology Developer Release 1.0" aber auch eigene Kreationen schaffen. Provider und Portale können auf Commerce- und Communication-Server-Lösungen zurückgreifen. McNealy sieht darin die Geburtsstunde des Read-and-Write-Browsers.

Flexibel
Gleichzeitig stellte Sun mit Sun ONE Forte für Java und das "Sun ONE iPlanet Process Manager Tool" vor, mit denen sich einfache Web-Services entwickeln und zusammenstellen lassen.
"Flexibel und intuitiv" entstehen so nach Meinung von Sun personalisierte Dienste für eine Vielzahl von Geräten. Sun, AOL und Netscape haben 1999 gemeinsam iPlanet aus der Taufe gehoben. Das Joint Venture bietet einen Applikationsserver und E-Commerce-Lösungen an.