Der Börsenkrimi um CyberTron im Detail
Einen Tag nachdem in "Kurier", "Handelsblatt" und "Financial Times Deutschland" Anzeigen mit einem Angebot veröffentlicht wurden, Aktienpakete der Wiener IT-Firma CyberTron zu weit über dem aktuellen Kurs liegenden Preisen anzukaufen, ist immer noch unklar, wer dahinter steckt.
Der Verdacht, dass die mit einer gefälschten holländischen Postadresse versehenen Inserate nur der Kursmanipulation dienen sollten, verdichtet sich immer mehr.
Die Bundeswertpapieraufsicht bestätigte auf Anfrage der FutureZone, dass in dieser Angelegenheit ermittelt werde. Auskünfte über Fortgang oder auch Zeitdauer der Ermittlungen könnten leider nicht erteilt werden, lautete die Auskunft.
Ein Fax der FuZo an die in den Inseraten angegebene Nummer wurde gestern Abend von einer Person, die unter dem Namen "Dr.Frank Liebermann" auftritt, beantwortet. Ein ähnliches Fax traf Montagabend in der Redaktion der ZiB3 ein.
Ein Unbekannter namens Liebermann
Laut eigenen Angaben vertritt "Frank Liebermann" eine
"internationale Gruppe von Finanzanlegern, die vorerst an einem
Minderheitsanteil an der CyberTron interessiert" seien. Die
Vorgangsweise "Liebermanns" deutet allerdings weit eher auf eine
ganz gewöhnliche Kursmanipulation durch einen einzelnen Täter hin.

Faxe aus dem Copyshop
Wie Recherchen der APA und der FutureZone ergeben haben, wurden die Anzeigen im "Kurier" direkt per Fax geschaltet. Aus dem "Handelsblatt" verlautete, für das fragliche Inserat sei von der Wiener Agentur Publimedia gebucht worden. Die "Financial Times Deutschland" erhielt die Annonce über eine Agentur aus Maastricht [NL].
Die Auftragsfaxe aber kamen nicht aus den Niederlanden, sondern aus Wien.
Eines wurde nach Recherche der APA aus einem Copyshop in der Wiener Wagramer Straße versandt, das andere stammte aus einem Postamt in Wien-Meidling. Die Faxe wurden vergangene Woche verschickt.
CyberTron-CEO Christoph Senft
Der Kurs der CyberTron-Aktie habe sich am Dienstag zwar wieder
beruhigt, sagte Senft, insgesamt sei die Geschichte äußert
ärgerlich, weil sie einen "schalen Nachgeschmack" hinterlasse. Er
habe deshalb am Dienstag noch einmal mit der
Bundeswertpapieraufsicht gesprochen. Diese habe bestätigt, die Sache
mit Nachdruck zu verfolgen.

Originaltext von "Frank Liebermann "
Von: Frank Liebermann [SMTP:xxxxxxxxxxxxxxx@yahoo.com] Gesendet am:
Unsere Annoncen haben wesentlich mehr Staub aufgewirbelt, als beabsichtigt.
Ich vertrete eine internationale Gruppe von Finanzanlegern, die vorerst an einem Minderheitsanteil an der Cybertron interessiert ist.
Klarstellung:
1. Wir haben nichts mit Vodafone/Libertel zu tun. Da wir richtig vermuteten, daß niemand einen Brief nach Holland schicken wird, sondern unsere Faxbox überquoll, ist unser Ziel aufgegangen. Wir sind immer noch anonym.
2. Sämtliche seriös erscheinende Anfragen werden naturgemäß von uns beantwortet. In den nächsten Tagen werden sämtliche Interessenten ein non-disclosure Agreement zugesandt bekommen. Erst danach werden weitere Schritte mit diesen Parteien gesetzt.
3. Die Aufregung, die unsere Annoncen in Österreich verursachten, ist in ihrem Umfang völlig unverständlich.
4. Da der österreichischen Kapitalmarkt als Insidermarkt bekannt ist, wählten wir obige Vorgangsweise. Wie man nun an den zwischenzeitlichen Rechtsbrüchen der APA erkennen kann, lagen wir mit unserer Einschätzung völlig richtig.
5. Erstmalig wohl haben Banken, Medien und Aktionäre den gleichen Wissensstand. Dies ist doch positiv, oder?
6. Unser Vorgehen ist nach EU-Recht völlig legitim. Eine entsprechende Mitteilung unsererseits wird in den nächsten Stunden an die Wiener Börsenaufsicht gehen.
MfG
Dr. Frank Liebermann
APA weist Vorwürfe zurück
Der APA wirft "Frank Liebermann" im Schreiben an die FutureZone nicht näher bezeichnete "zwischenzeitliche Rechtsbrüche" vor. Die APA weist diese Vorwürfe vollinhaltlich zurück. Die umfangreiche und vorzügliche Recherche der APA in dieser Angelegenheit wurde von den Recherchen der FuZo in allen Details bestätigt.