Multimediales Doping für Online-Werbung
Mit der Gründung einer Flash-Werbeallianz will Macromedia-Chef Rob Burgess Verleger, High-Tech-Firmen und Werbeunternehmen dazu bewegen, multimediale Flash-Technologien künftig häufiger in Werbebannern einzusetzen.
Dabei soll einer neuer Standard, der Flash-Tracking-Kit, behilflich sein, der die Klickraten interaktiver Banner einfach erfassen kann.
Derzeit greifen nur weniger als ein Prozent der Online-Werbeeinschaltungen auf die Flash-Technologie zurück. Mit diesem Schritt will Macromedia auch den ins Trudeln geratenen Online-Werbemarkt neue Impulse verleihen.
Dass eine solche Strategie
erfolgversprechend sein könnte, zeigt nach Ansicht von Macromedia
auch eine Studie von Miller Brown, die multimedialen Online-Bannern
deutlich höhere Klickraten attestiert als normalen, statischen
Bannern.

Per Multimedia aus dem Werbetief ?
Die Initiative könnte gerade rechtzeitig kommen. Schwergewicht Yahoo, das seine Einkünfte zu 90 Prozent aus der Online-Werbung generiert, konnte zwar noch einmal die Prognosen des letzten Quartals erfüllen, schraubte seine Erwartungen für 2001 hingegen deutlich herunter. Was einen 20-prozentigen Wertverlust der Aktie nach sich zog.
Der US-Werbemarkt begann seinen Niedergang mit dem Abwärtstrend an der Nasdaq. Viele Dot-Coms hatten plötzlich deutlich weniger Geld für Online-Werbung.
Insgesamt sind die Ausgaben für Online-Werbung innerhalb eines Quartals um 6,5 Prozent gesunken.
Erst vergangene Woche musste Online-Werber "Engage"
die Hälfte seiner Belegschaft auf die Straße setzen, um im
profitablen Bereich zu bleiben. Henry Blodget von Meryll Lynch hat
in einer jüngsten Studie seine Prognosen für den Onlinewerbemarkt im
Jahr 2001 von neun auf acht Milliarden Dollar reduziert.

Klickraten für GIF-Banner dramatisch gesunken
"Die Klickraten für konventionelle GIF-Banner sind dramatisch gesunken, der Markt wendet sich neuen Bannertypen zu, um wieder mehr Erfolg zu erzielen", meint Macromedia-Sprecherin Meredith Searcy.
"Es geht nicht mehr um sinnlos blinkende Verrücktheiten, sondern um Interaktivität". Vielfach herrsche noch der Irrtum vor, Flash-Banner würden kein Tracking der Klickraten zulassen. Diesem Missverständnis vorzubeugen, sei ein wichtiger Zweck der Allianz.
Viele Kritiker beurteilen solche Pläne allerdings skeptisch. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass multimediale Banner als noch störender empfunden werden als konventionelle.
"Die wahre Herausforderung liegt darin,
die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich zu ziehen, ohne sie zu verärgern", meint der Redakteur Kevin Werbach. Wirtschaft und Aktienmarkt müssten sich erst einmal erholen, bevor es mit der Online-Werbung wieder bergaufgehen könne, meinen andere.
Ein Silberstreif am Horizont sind jedenfalls die Prognosen für den Online-Werbemarkt: In den nächsten vier Jahren soll er auf rund 16,5 Milliarden Dollar anwachsen. Damit würde das Internet nach Fernsehen, Radio und Printmedien zum viertgrößten Werbemedium werden.