14.01.2001

RELEASE

Zettelpoet entdeckt das Internet

Internet-Usern winkt demnächst ein Kulturgenuss der besonderen Art. Der Wiener "Zettelpoet" Helmut Seethaler erhält nämlich in den nächsten Tagen einen kostenlosen Internet-Anschluss, den er für die Verbreitung seiner Werke nützen will.

In einer Aussendung kündigte Seethaler, der seine Gedichte bisher mittels Fax verschickte oder an öffentlichen Orten aufhängte, ab Ende Jänner die "Freilassung von Literatur-Viren" sowie das Vorfinden seiner Werke "in hunderttausenden Mailboxen" an.

"Literatur-Viren" gegen den Lauf der Welt

Außerdem soll "nach jedem 1.000. Betätigen bestimmter Tasten plötzlich und unerwartet ein Gedicht am Bildschirm bestimmter Internet-BenützerInnen erscheinen". Mit seinen "Literatur-Viren" will Seethaler "den Lauf der Welt ein wenig stören". Gleichzeitig weist er darauf hin, dass seine Viren keinerlei Schaden bewirken und keine Daten löschen würden: "Sie sind einfach nur: Ab und zu immer wieder da."

Spezialist für unbestellte Literatur

Der wegen der Versendung seiner Faxe und Plakatierung von Zetteln immer wieder mit Verwaltungs- und Gerichtsverfahren konfrontierte Seethaler will "auch diese Form von Kunstverbreitung bis zum obersten Gericht durchjudizieren".

Im Falle oftmaliger Verurteilung werde er eben oftmalig um Hilfe rufen müssen. Als Künstler lebe er unter dem Existenzminimum - "man kann mich nicht noch mehr strafen".

Als Begründung für seine Aktionen gibt Seethaler an, dass sich "Kunst aufdrängen und zu einer gerechteren Welt drängen müsse".