11.01.2001

STELLENABBAU

Bildquelle: CNN

Online-Journalismus in der Krise

CNN will einem Zeitungsbericht zufolge im Rahmen einer Umorganisation seiner Fernseh- und Internet-Sparten Hunderte Mitarbeiter entlassen.

Die Online-Ausgabe des "Wall Street Journal" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Industriekreise, CNN habe in einer internen Mitteilung im Dezember aggressive Veränderungen angekündigt. Die Entlassungen könnten bereits kommende Woche beginnen.

Auch Murdoch und "NYTimes" sparen

CNN ist innerhalb einer Woche die dritte Mediengruppe, die im Online-Bereich größere Stellenstreichungen vornimmt.

Am Donnerstag voriger Woche hatte die Rupert Murdoch gehörende australische Mediengruppe News Corp Ltd. angekündigt, dass sie rund 200 Online-Jobs streichen und ihre Online-Sparte einstellen wird. Damit sollen Kosten in "zweistelliger Millionenhöhe" gespart werden.

Am Montag dieser Woche hatte die New York Times Company angekündigt, in ihrer verlustbringenden Internet-Abteilung "New York Times Digital" [NYTD] 69 Stellen und damit 17 Prozent aller Arbeitsplätze zu streichen. Damit soll die Online-Tochter im Jahr 2002 rentabel werden.

Anzeigeneinnahmen weit unter Erwartung

Als Begründung nannte die "New York Times", dass sich das Wachstum der Online-Anzeigen bei "New York Times Digital" verlangsamt habe. Die Streichungen beträfen alle Ebenen und Niederlassungen der insgesamt 400 Mitarbeiter umfassenden Internet-Sparte, hieß es weiter. Die NYTD betreibt Internet-Sites wie NYTimes.com, Boston.com und newyorktoday.com. Die "New York Times" hatte ebenso wie viele Internet-Firmen vor einigen Monaten auf einen Börsengang ihrer Internet-Sparte verzichtet.

Rote Zahlen und rote Stifte

Auch andere US-Medienkonzerne bauen Stellen in ihren Online-Sparten ab. Einer der Pioniere des Online-Journalismus, das E-Zine Salon.com, entließ im vergangenen Dezember 20 Prozent der Belegschaft. Bisher schreiben fast alle Internet-Sparten von Medienunternehmen rote Zahlen.

Viele Dot.com-Unternehmen haben angesichts des drastischen Kursverfalls ihrer Aktien und hoher Verluste ihre Ausgaben für Online-Werbung drastisch gekürzt oder gleich ganz den Betrieb eingestellt. Jetzt erschwert die schlechte US-Wirtschaftslage das Internet-Werbegeschäft noch mehr.

Generell scheinen Dot.com-Unternehmen ihren Reiz verloren zu haben. "Seit rund einem Jahr kommen die Leute zurück, weil sie von dem stabileren Umfeld der traditionellen Medienunternehmen angezogen werden", sagte eine Sprecherin des US-Medienkonzerns Gannett, der unter anderem die Tageszeitung "USA Today" herausgibt.