ÖVP droht "Monopolisten"
Nach der teils sehr heftigen Kritik von zahlreichen Kunden an den Plänen Chellos, ab dem 1. März 2001 die Gebühren für Vielnutzer zu erhöhen, hat auch die Politik das Thema entdeckt.
In einem ungewöhnlich scharfen Ton kritisiert die ÖVP-New-Economy-Sprecherin NR-Abg. Karin Hakl in einer Aussendung den Provider und erhebt dazu sehr schwerwiegende Vorwürfe.
Hakl: "Massive Netzprobleme mit der Ankündigung einer Gebührenerhöhung zu koppeln ist unverständlich."
"Da die Kunden von Chello keine Alternative zu ihrem Provider haben, stellt sich die Frage, ob Chello hier nicht seine monopolähnliche Stellung über Gebühr ausnützt!"
Nachdem sich die Datenmenge durch die Übertragung von beispielsweise MP3- und Videofiles seit der Einführung des Chello-Internet-Dienstes deutlich erhöht habe, hat sich das Unternehmen zur Finanzierung des weiteren Ausbaus "die eine oder andere Entgeltmaßnahme" überlegen müssen, begründete der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft UPC Telekabel, Thomas Hintze, die geplante Tarifänderung.

Grob fahrlässig
Die New-Economy-Sprecherin der ÖVP zeigt sicher des weiteren "verwundert darüber, dass Chello seine Performance-Probleme nicht in den Griff bekommt".
Hakl: "Wenn ein Provider seinen Kundenstamm drastisch ausbaut, ohne die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, ist das grob fahrlässig."
"Wenn die Kunden durch die monopolähnliche Stellung des Providers keine Möglichkeit haben, zu einem vergleichbaren Alternativanbieter zu wechseln, kann das nicht hingenommen werden."
Nach der gestern publik gewordenen Gebührenerhöhung für diejenigen Chello-Nutzer, die bestimmte Downloadvolumina überschreiten, hat sich bei den Betroffenen vor allem Empörung breitgemacht. Dutzende Leserbriefe und mehr als 300 Meldungen in den FuZo-Foren drücken unterschiedliche Ansichten aus: Manche sind der Meinung, Daueruser sollten mit höheren Gebühren bestraft werden, da sie die Performance des Gesamtnetzes drücken würden.

Drohungen
Mit Konsequenzen droht die New-Economy-Sprecherin der ÖVP, falls es in den nächsten Tagen zu keiner Performance-Verbesserung kommen sollte.
Hakl abschließend: "Die Internet-Provider werden sich überlegen müssen, ob sie mit einem derartigen Verhalten nicht die Philosophie des freien Marktes gefährden und hier Bedarf für staatliche Regulierungsmaßnahmen schaffen."

Briefing
Obwohl es grundsätzlich zu begrüßen ist, dass sich Politiker mit dem Thema beschäftigen, bleibt in diesem Fall doch fraglich, ob Hakl optimal gebrieft wurde.
Immerhin sind die Aussagen zumindest fundierter als die der Jungen ÖVP Wien zu Rechtsextremen im Netz vom letzten Herbst.
