28.12.2000

ALLES UMSONST

Bildquelle: freeway.at

"Gratis-Internet für alle!"

"Internetsurfen zum Nulltarif" - das verspricht der Internet-Provider Freeway.at, der kurz vor Weihnachten seinen Betrieb aufgenommen hat.

Als nach eigenen Angaben erster österreichischer ISP bietet er einen Gratis-Internet-Zugang ohne Provider-, Online- und Telefongebühr an. Das Angebot umfaßt weiters 35 MB Webspace für den privaten Gebrauch, Webmail sowie eine unbegrenzte Anzahl von E-Mail-Adressen.

Eine Einschränkung gibt es allerdings: Das Angebot umfasst nur 45 "Freistunden" im Monat und richtet sich ausschließlich an private Internet-User.

Mitgliedsbeiträge statt Gratis-Dienste

Das Business-Modell, mit dem Freeway.at jetzt startet, ist deshalb bemerkenswert, weil der Trend international genau in die gegenteilige Richtung geht. Der Preisverfall bei der Bannerwerbung auf Websites zwingt immer mehr Firmen zum Umdenken: Statt Inhalte und Dienstleistungen via Internet zu verschenken, setzen sie auf Gebühren und Mitgliedsbeiträge.

Mit Bannerwerbung lässt sich wenig verdienen, weil zu viel Konkurrenz die Preise drückt und zuverlässige Mess- und Bewertungsmethoden für diese Reklameform noch immer fehlen. Hinzu kommt, dass auch die Provisionen aus der Kooperation mit Online-Shops nicht zum Überleben reichen. Immer mehr Online-Dienste sind daher im Begriff, ein Gebührensystem einzuführen.

Das Gebührenkonzept ist allerdings nicht ungefährlich: Wenn das Angebot kostenpflichtig wird, dann springen in der Regel viele Surfer ab. Fallen damit aber die "Klickraten", dann sinken auch die ohnehin dürftigen Werbeeinnahmen weiter.

Jakob Nielsens "Paying Customers"

Jakob Nielsen hat sich vor wenigen Tagen in seiner aktuellen "Alertbox" zum Thema Gratis-Internet geäußert. Titel und Conclusio seiner Überlegungen: "The Web in 2001: Paying Customers".

Der "Usability-Guru" sieht das Anbieten kostenloser Inhalte als ein Überbleibsel aus der Frühphase des WWW. Von 1991 bis 1993 war das Web vor allem akademisch ausgerichtet, von 1994 bis 1996 kam es vor allem als Marketing-Instrument zum Einsatz.

Ab 1997 beginnt für Nielsen eine weitere Phase, in der sich das Web allmählich zu einer eigenständigen wirtschaftlichen Größe entwickelt, der allerdings nach wie vor geeignete Finanzierungsmodelle fehlen.

Jakob Nielsens Kernaussagen:

- Gratis Inhalte und Dienstleistungen im Internet anzubieten stellt kein tragfähiges Business-Modell dar.

- Werbung im Web funktioniert nicht.

- Im kommenden Jahr wird sich ein Paradigmenwechsel vollziehen, in dessen Folge viele Unternehmen den Internet-User als Gebühren zahlenden Kunden wieder entdecken werden.