Laptops lösen Notenblätter ab
Die Bamberger Symphoniker gehen mit der Zeit: Statt vom traditionellen Notenblatt lesen die Orchestermusiker jetzt von Laptops ab.
Die Bamberger Symphoniker, die der neuen Technik zunächst skeptisch gegenüberstanden, haben sich bald von den Vorteilen der neuen Technik überzeugen lassen: Das Notenbild ist gut lesbar und gestochen scharf. Die Noten müssen nicht mehr per Hand umgeblättert werden, die lästige Unterbrechung fällt weg: Per Fußklick erscheint das neue Notenblatt im Display.
Das Gerät, einst für Behinderte konstruiert, gleicht dem Pedal einer Nähmaschine. Zum Einsatz kommen dabei Laptops der Marke Lifebooks, die Fujitsu Siemens Computers den Symphonikern zur Verfügung stellt.
Bildschirmschoner als Problem
In unzähligen Proben haben sich die Musiker mit der neuen
Ausstattung vertraut gemacht. Die zusätzlich angebotenen
Computerkurse stießen auf regen Anklang. Mittlerweile hat das
Bamberger Orchester eine ganze Reihe von Konzerten mit Laptop vor
Publikum absolviert - mit hervorragendem Erfolg. Nur bei der
Premiere im Februar gab es ein kleines Intermezzo: als der Solist
plötzlich statt seiner Noten einen Fahrradfahrer auf seinem
Bildschirm hatte. Der Bildschirmschoner hatte sich aktiviert.

Neue Musik und "Raummusik"
Besonders gut habe sich die moderne Technik bei neuer Musik bewährt. Als Beispiel nennt Mathias Weigmann, der Intendant der Bamberger Symphoniker, die so genannte "Raummusik", bei der die Musiker nicht alle auf der Bühne sitzen, sondern sich im ganzen Saal verteilen.
Was bei herkömmlichen Notenblättern einer ausgefeilten Beleuchtungstechnik bedurfte, konnte mit den akkubetriebenen elektronischen Notenblättern problemlos bewältigt werden.
"Weil die Abstrahlung der Bildschirme sehr gering ist, werden die Zuschauer nicht geblendet; und es ist uns damit sogar möglich, im Dunkeln zu spielen", erklärt Weigmann.
Kurzfassung eines Videomitschnittes des Familienkonzertes der Bamberger Symphoniker vom 13.2.2000 in der Konzert- und Kongresshalle Bamberg

Noch müssen Noten eingescannt werden
Ob sich die Computertechnik im Konzertsaal durchsetzen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Musikverlage die technische Herausforderung annehmen und computerlesbare Noten herausgeben.
Vorerst müssen in Bamberg die Partituren noch mühsam per Hand eingescannt werden.
Weiterentwicklung mit Touchscreen
Nachteilig ist auch, dass die Musiker während der Proben keine
Eintragungen in die Noten vornehmen können. Mit einem Touchscreen
will Weigmann das bald verbessern. Die Bamberger wollen expandieren.
Bald schon sollen alle rund 100 Orchestermitglieder mit einem Laptop
ausgestattet werden. Sponsor Fujitsu Siemens hat in diesem Jahr
bereits 60 Laptops gestiftet.
